Fall Neuer: Skifahrende Fußballer waren keine Seltenheit

Keine langen Nachspiele nach WM-Art! Europas Ligen – und damit auch die österreichische – widersetzen sich dem von der FIFA vorgegebenen Trend in Katar, wo bei Englands 6:2 gegen Iran gar erst mit 28-minütiger Verspätung abgepfiffen wurde.

Mit einem Nachspiel ganz anderer Art sieht sich Manuel Neuer, 36, konfrontiert. Der mit Deutschland als Kapitän bei der WM Ausgeschiedene erlitt am 9. Dezember, dem Viertelfinaltag in Katar, bei einer Skiabfahrt vom bayrischen Roßkopf einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch. Die Kritik war rasch größer als das Mitleid.

Abgesehen davon, dass der FC Bayern mit dem Schweizer Yann Sommer, 34, eine neue Nummer 1 mit der Nummer 1 holte, fordern Promis, dass Neuer gleichsam als Schadenersatz für einen Teil der Acht-Millionen-Euro-Ablöse an Mönchengladbach aufkommen sollte.

Neuer wurde vom Super-Tor- zum Buhmann. Zumal nördlich vom Weißwurstäquator auch manch Sportjournalisten seit dem Unfall von Michael Schumacher (Dezember 2013) das Skifahren suspekt ist.

Um das in Verträgen verankerte oder als selbstverständlich erachtete Skiverbot scherte sich Martin Hinteregger nie. Der ÖFB-Internationale startetet 2018 noch fünf Tage vorm deutschen Liga-Start bei einem Promi-Rennen in Flachau.

34 Mal hat Herbert Prohaska mit seinen Austrianern bei Ex-Abfahrtscrack Uli Spieß Brettlferien in Mayrhofen gemacht plus einmal sogar ein Parallelrennen gegen den FC Tirol riskiert. 34 Mal ist nix passiert.

Italien-Heimkehrer Prohaska rang dem Austria-Chef Joschi Walter die Ski-Erlaubnis mit einer grotesken römischen G’schicht’ ab: Der schwedische Roma-Trainer Nils Liedholm hatte im Liga-Finish seine Stars (unter ihnen der aktuelle Real- Trainer Carlo Ancelotti) in den Abruzzen auf Skiern herumkugeln lassen.

Der von Medien prophezeite fußballerische Ausrutscher blieb aus. Vielmehr wurde Roma mit Prohaska erstmals nach 40 Jahren Meister. Das freilich ist auch bald 40 Jahre her.