Stressabbau
Aber was macht so ein Atemcoach eigentlich? „Es geht um Regeneration, Konzentration und Stressabbau“, erklärt Frank Roser. Der 39-jährige Bayer war (und ist teilweise immer noch) selbst Football-Coach, seine Arbeit führte ihn unter anderem auch nach Japan. „Der Druck dort war enorm, ich habe einen Weg gesucht, wie ich Stress abbauen kann.“ Fündig geworden ist er bei einem Breathworking-Coach, bei dem er drei Sessions buchte. Nach der ersten war er noch nicht überzeugt. „Aber nach der dritten Session habe ich geschrien und geweint. Und der Druck war weg.“
Das Interesse war geweckt, Roser tauchte tiefer ins Thema ein, machte auch zwei Ausbildungen. „Navy Seals machen das vor ihren Einsätzen. Da hab’ ich mir gedacht, es kann für Footballer ja auch nicht ganz verkehrt sein.“ Mit dem Nationalteam sind vor dem Finale drei Sessions geplant, eine kurze davon direkt vor dem Spiel.
In der Praxis sieht es so aus, dass die Spieler alle in einem Raum liegen, Roser führt sie – begleitet von Musik – durch die Session. „Ich erkläre, wie man atmet. Zuerst stressen wir den Körper mit Atmung, danach bitte ich die Spieler, einen richtigen Schrei loszulassen. Erst dann kommt eine Entspannungsphase.“ Nicht selten kommt es vor, dass Tränen fließen. „Dass Spieler weinen, ist physikalisch erklärbar“, weiß Roser, „wenn man mehr ein- als ausatmet, wird der Körper basisch.“ Und so kommen die Emotionen – oft in Form von Tränen – raus. Das erklärt er auch vorher, damit es keinem unangenehm ist, vor seinen Kollegen zu weinen. „Außerdem ist das alles freiwillig.“
Augen zu und atmen
Roser weiß: „Der Körper kann erst richtig regenerieren, wenn er im entspannten Modus ist.“ Der Stressabbau soll im Spiel vor allem bei kritischen Situationen helfen. Wie es bei den Spielern ankommt? „Es ist etwas sehr, sehr Körperliches“, betont Roser, „das hilft, dass ich an sie rankomme.“ Roser ist überzeugt, dass das Thema Atmung im Sport künftig mehr Beachtung finden wird. „Mich wundert, dass etwas so Elementares bis jetzt so wenig Beachtung findet.“ Dabei sei es so einfach – für Jedermann: „Einfach Handy weg, Augen zu und richtig atmen.“
Bleibt zu hoffen, dass am Samstag in der NV-Arena bei Österreichs Footballern wieder die Tränen fließen – nämlich jene, die mit Freude über den ersten EM-Titel durchaus erklärbar sind.
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