Football: Wie sich eine Frau in der Männerdomäne Respekt verschafft

Football: Wie sich eine Frau in der Männerdomäne Respekt verschafft
Co-Trainerin Marianne Pahkala aus Finnland sorgt bei den Vienna Vikings dafür, dass es läuft.

Eine Frau als Football-Coach? Was für viele als Ding der Unmöglichkeit scheint, ist bei den Vienna Vikings Realität. Und besser könnte es kaum laufen. Marianne Pahkala ist 26 Jahre alt, kommt aus Finnland und gehört seit dieser Saison dem Trainerstab der Wikinger an. Sie ist in erster Linie für die Runningbacks – also jene Spieler, die den Ball in die Hand gedrückt bekommen und dann möglichst weit damit laufen sollen – verantwortlich. Das Laufspiel der Wikinger ist das beste der European League of Football (ELF) und ein Hauptgrund dafür, dass die Vikings ihre ersten fünf Saisonspiele allesamt gewonnen haben.

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Seit April ist Pahkala in Wien, die Stadt hat sie – selbstverständlich – im Laufschritt erkundet: „Es ist wunderschön, ich liebe es hier.“ Fachlich weiß die Finnin genau, wovon sie spricht, hat sie als junges Mädchen in der Heimat doch selbst Football gespielt. „Da habe ich diesen Sport lieben gelernt.“ Eine Liebe, die sie wenig später aufgeben musste, zumindest vorübergehend. Pahkala übersiedelte ans College in die USA. Weil sie dort nicht Football spielen konnte, suchte sie sich Ersatz: „Rugby. Das ist Football noch am nächsten gekommen.“ Nachsatz: „Aber ich habe Football vermisst.“

Die einzige Möglichkeit, ihrer großen Liebe nah zu sein, sah sie in einem Wechsel auf die Trainerbank. Das Fach gelernt hat sie als Spartentrainerin bei mehreren Colleges, zuletzt in Georgia, dem amtierenden Champion. Auch bei mehreren NFL-Teams durfte sie schon Erfahrungen sammeln: „Aber nicht als Trainerin.“

Läuft bei den Vikings

Als Frau ist sie in der Männerdomäne Football eine Einzelkämpferin. „Es ist schon schwieriger, einen Job zu bekommen“, erzählt Pahkala, „es gibt viele altmodische Trainer, die glauben, Frauen haben im Football nichts zu suchen.“ Dann gebe es aber auch jene, die genau das Gegenteil denken – wie Vikings-Headcoach Chris Calaycay. „Ich bin so glücklich, dass er mir diese Chance gegeben hat.“

Football: Wie sich eine Frau in der Männerdomäne Respekt verschafft

Mit Spielern hat die Vorzeigeathletin noch nie irgendwelche Probleme gehabt: „Sie sehen mich als Coach, nicht mein Geschlecht.“ Respekt müsse man sich ohnehin immer erarbeiten, egal ob Mann oder Frau. „Sie müssen am Platz sehen, dass ich weiß, was ich rede und mache.“ Ein Thema war womöglich auch ihr Alter: „Viele Spieler sind älter als ich, das war sicher ungewohnt für sie. Aber ich verstehe mich wirklich gut mit allen Spielern und fühle mich voll respektiert.“

Pahkala sieht sich auch als Vorbild für alle Mädchen und Frauen, die an Football interessiert sind. „Football ist für alle da. Und als Coach ist es sowieso egal, ob Mann oder Frau. Was zählt, ist die Leidenschaft und dass man einen guten Job macht.“

Wie lange sie in Wien bleiben wird, weiß sie noch nicht. Ähnlich wie bei vielen Spielern ist auch ihr Ziel, irgendwann wieder in den USA zu arbeiten. „Wenn sich da eine Chance ergibt, egal in welcher Funktion, werde ich sie ergreifen. Aber jetzt bin ich sehr glücklich bei den Vikings und will von Coach Calaycay und den anderen Trainern so viel wie möglich mitnehmen.“

Erfolgslauf

Und sie will Erfolge feiern. Am Samstag empfangen die Vikings die Wroclaw Panthers aus Polen auf der Hohen Warte (18 Uhr). Ziel ist der sechste Sieg in Folge, der wiederrum nur ein Zwischenschritt sein soll: „Wir wollen ungeschlagen bleiben und am Ende natürlich unseren ELF-Titel verteidigen.“

Wenn’s läuft, dann läuft’s – der Spruch trifft auf die Vikings dank Marianne Pahkala gleich doppelt zu.

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