Dominic Thiem: "Da ist noch viel Luft nach oben"
Natürlich werden kommende Woche wieder alle Augen auf ihn gerichtet sein. Dominic Thiem ist trotz der Präsenz von vielen anderen Topstars das Zugpferd in der Wiener Stadthalle. Bevor die Euphorie zu groß wird, fand der Weltranglisten-Fünfte Zeit, um über das Turnier, Gott und die Welt zu plaudern.
KURIER: Was sind Ihre Erwartungen für dieses Jahr?
Dominic Thiem: Die sind wie immer sehr hoch. Aber auch wenn Daniil Medwedew abgesagt hat, ist das Teilnehmerfeld heuer extrem stark. Dass der Russe nicht dabei ist, ist natürlich gut, er war zuletzt der überragende Spieler.
Sie sind das zehnte Mal dabei. Was war Ihr persönliches Highlight in der Wiener Stadthalle?
Das war natürlich 2013 das Spiel gegen Jo-Wilfried Tsonga. Da habe ich das erste Mal gesehen, dass ich es wirklich nach oben schaffen kann. Ich hoffe, es kommt nun zur Revanche.
Der Franzose ist eben am Dienstag Ihr Gegner. Zufrieden mit dem Los?
Es gibt hier fast kein leichtes Los. Aber Tsonga ist einer der besten Spieler im vergangenen Jahrzehnt, einer der großen Superstars. In den vergangenen zwei Jahren hatte er Probleme mit Verletzungen, aber jetzt ist er wieder voll da. Ich werde versuchen, am Dienstag punktgenau in Topform zu sein.
Sie haben heuer erstmals auch in Asien sehr gut gespielt mit dem Titelgewinn in Peking und dem Viertelfinale in Schanghai. Man kann das Jahr 2019 bislang als sehr gelungene Saison bezeichnen, oder?
Das war definitiv meine beste Saison. Ich habe in Indian Wells mein erstes ATP-1000-Turnier gewonnen, dazu kamen zwei 500er-Siege und der Heimtitel in Kitzbühel. Aber dennoch gab es viele Leerläufe, also ist da noch viel Luft nach oben.
Zumindest das erste Halbjahr wurde auch in in der Dokumentation „Der Thiem-Spirit“ festgehalten. Gibt es eine Fortsetzung? 90 Stunden Material wurden ja nicht verwendet...
Das kann durchaus sein, wenngleich es nicht fix geplant ist. Es ist einfach lässig für die Leute, zu sehen, wie es hinter den Kulissen zugeht, von außen zu sehen, was sich da abspielt. Da konnten viele besondere Momente festgehalten werden.
Sie sind erfolgreich mit Nicolas Massu unterwegs, neuer Manager ist Herwig Straka, auch Vater Wolfgang war zuletzt dabei. Gibt es noch Kontakt zu Ex-Trainer und Ex-Manager Günter Bresnik?
Wir sehen uns öfter in der Südstadt und unterhalten uns auch dabei.
Im Film sieht man Sie nach dem Triumph in Indian Wells auch ein Glas Sekt trinken. Ein Anblick, der für viele ungewohnt war...
Das kommt sehr selten vor, Alkohol gibt es für mich nur in Ausnahmefällen.
Die Ernährung ist aber immer ein Thema bei einem Spitzensportler. Haben Sie einen strikten Ernährungsplan?
Ich will mich einfach gesund ernähren. Zu Hause klappt das besser, weil wir Produkte aus dem eigenen Garten verwenden. Bei den Turnieren ist es schon schwieriger. Oft isst man da etwas Ungesundes, bevor man sich mit scheinbar gesunden Sachen etwas einhandelt. Aber nach meiner Karriere werde ich Vegetarier.
Warum erst danach?
Auf Reisen und während einer Turnierwoche ist das nur schwer einzuhalten. Es ist schwer, immer einen Bogen um das Fleisch zu machen.
Das Thema Fleisch war zuletzt auch unter einem anderen Gesichtspunkt in aller Munde, beim Thema Umweltschutz. Was halten Sie von Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg?
Ich finde es gut, was sich bewegt, ich finde es gut, wie sie mit erst 16 Jahren den großen Politikern die Stirn bietet. Sie bewegt ein ganz neues Publikum, vor allem die Schüler. Diese Themen gehören angesprochen, immerhin geht es um die Zukunft unseres Planeten.
Engagieren Sie sich selbst für diese wichtigen Themen?
Ja, auch für den Tierschutz. Freilich versuche ich, mit Spenden für eine bessere Welt mitzuhelfen. Wie für den WWF und 4oceans. Ich versuche auch, meine Popularität zu nutzen, um Menschen zu überzeugen, wie wichtig diese Themen sind.
Wenn Sie nicht gerade mit dem Racket anzutreffen sind und über ihre Position in grundlegenden Dingen sprechen, welche Position bekleiden Sie eigentlich bei Ihrem Fußballklub?
Ich spiele im Mittelfeld. Aber zuletzt gab es dazu leider sehr wenig Zeit.
Am 31. Oktober wird die Auszeichnung zum Sportler des Jahres vergeben. Würde ein Sieg große Bedeutung für Sie haben?
Wenn ich gewinne, ist es schön, wenn nicht, auch. Mir sind Turniertitel wichtiger, weil ich sie mir selbst erarbeite. Bei der Wahl bin ich ja abhängig von anderen.
Kommentare