Der Niederösterreicher lässt sich jedenfalls auch von Rückschlägen nicht aus der Tartanbahn werfen. Etwa 2015, als er aus dem Kader des Heeressportsystems gestrichen wurde. Um sportlich und finanziell über die Runden zu kommen, arbeitete er in einem Einkaufszentrum. Fuchs kämpfte sich zurück, er setzte alles auf eine Karte.
Der Erfolg der letzten Monate gibt ihm recht. Mit dem Rekordlauf vor wenigen Wochen erreichte er dann auch eines seiner größten Ziele: "Das habe ich immer schon angestrebt. Ich hatte in meiner Jugend zwei große Träume: Einer war, einmal auf der olympischen Laufbahn zu stehen. Der andere, der schnellste Österreicher der Geschichte zu sein." Letzteres hat er also bereits erreicht, den zweiten Traum will er sich bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 erfüllen.
Fuchs hat diesem Ziel und seinem Sport alles untergeordnet, er hat viel investiert. 2020 wagte er den Wechsel ins Ausland, dort wird er von Patrick Saile betreut, dem aktuellen Schweizer Sprint-Nationalcoach. Trainiert wurde erst noch in München, seit letztem Jahr in Zürich. "Das war für mich ein großer Schritt, aber ich sah keine andere Möglichkeit."
Fuchs wollte professionell arbeiten, stellte seine Ernährung um und begann sich ein Team aufzubauen. Ob Physiotherapeut oder Mentaltrainer, laut Fuchs griff ein Zahnrad ins andere. "Es sind so viele Leute um mich herum, die mir auch den Rückhalt geben, den ich gebraucht habe", meint der 26-Jährige, der laut eigener Aussage "eher von der sensiblen Sorte" sei. Das sei ihm auch "jeden Cent wert" gewesen.
Mit seinem Team im Rücken arbeitet Fuchs seitdem an jenen 1.000 Puzzleteilen, die den perfekten 100-Meter-Lauf ausmachen. Den größten Verbesserungsbedarf sieht er dabei auf der ersten Teildistanz: "Wenn ich noch wo schrauben kann, dann auf den ersten 30 Metern und beim Blockstart." Da habe er noch einen Rückstand auf die Top-Läufer. Seine Stärke kann er erst danach so richtig ausspielen. Es sind Puzzleteile, die nur wenige Hundertstelsekunden ausmachen können, im Sprint aber eine Welt sind.
Die EM in München will Fuchs genießen. Dank Platz elf in der europäischen Saisonbestenliste steigt er direkt im Halbfinale ein. Für ihn ist das schon ein großer Erfolg. "Alles, was darüber hinausgeht, ist nur ein Zuckerl." Druck verspürt er zwar keinen, schon aber die Belastung: "Ich merke, dass es eine wirklich anstrengende Saison für mich war. Ich bin alleine in diesem Sommer mehr Rennen als in den letzten zwei Jahren zusammen gelaufen."
Weshalb Fuchs auch noch keine Zeit hatte, all die Erfolge der letzten Monate aufzuarbeiten. Selbst nach der EM könnten noch ein, zwei Rennen folgen. "Aber die Zeit werde ich mir dann sicher nehmen", sagt Fuchs. "Und ich freu’ mich auch schon auf die Party danach." Und die darf dann ruhig auch länger als zehn Sekunden dauern.
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