„Nach dem Film bin ich mit meinem Bruder sofort raus auf die Wiese.“ Die Liebe zum Football war eine auf den ersten Blick. Seine erste Superbowl sah er bei seinen Großeltern: „Die haben das Spiel auf VHS aufgenommen.“ Das war im Jahr 2011, als ein gewisser Aaron Rodgers die Green Bay Packers zum Titel führte. „Seit damals bin ich auch großer Aaron-Rodgers-Fan.“
Dreizehn Jahre später geht für Bierbaumer ein Traum in Erfüllung. Am 18. Jänner fliegt er nach Florida, wo er im Rahmen des International Player Pathway Programs (IPPP) in einem Trainingscamp sein Können unter Beweis stellen darf – die große Chance auf einen Platz bei einem Team in der NFL, der besten Football-Liga der Welt.
Der nächste Schritt
Seine Karriere begonnen hat Bierbaumer bei den Graz Giants, richtig durchgestartet ist er dann bei den Vienna Vikings. Sein Glück war, dass die Wiener 2022 der European League of Football (ELF) beigetreten sind und ihn unter Vertrag genommen haben. „In Graz habe ich mich schon gefragt, was ich noch machen kann, was der nächste Schritt sein kann“, erzählt das 1,98 Meter große Muskelpaket, das seine Power nicht nur dem steirischen Kernöl zu verdanken hat. „Die ELF ist nochmal ein Level höher, der Sprung in die NFL ist kleiner.“
So wurde Bierbaumer, der sich im Oktober mit Österreich zum Europameister kürte, zum Sichtungscamp nach London eingeladen, wo er sich für Florida empfehlen konnte. Dort stehen ab 18. Jänner noch medizinische Tests auf dem Programm, dann kann es losgehen.
Erste Eindrücke in den USA hat er bereits hinterlassen. Ein Video von ihm, als er im ELF-Halbfinale spektakulär und mit nur einer Hand einen Ball in der Endzone fing, ging viral und wurde sogar in der NFL-Vorberichterstattung auf dem Sender ESPN gezeigt. Mittlerweile schaut die NFL genau, was in der ELF alles passiert.
Alles oder Nichts
Für seinen großen Traum hat Bierbaumer sogar seinen Job in der IT-Firma seines Schwagers gekündigt. „Schweren Herzens, meine Kollegen haben mir zum Abschied ein Trikot geschenkt.“ Falls es mit der NFL nicht klappen sollte, kann er jederzeit zurückkommen. Aber daran verschwendet er keinen Gedanken. Im IPPP, das es seit 2017 gibt, tritt er auch in die Fußstapfen von zwei anderen Österreichern. Sandro Platzgummer war drei Jahre bei den New York Giants, kam aber nur in Vorbereitungsspielen zum Einsatz und ist mittlerweile zurück in Österreich. „Als Runningback aus Europa hast du es aber echt schwer“, weiß Bierbaumer. Derzeit in seinem dritten Jahr bei den Arizona Cardinals ist Bernhard Seikovits, der weiter auf einen NFL-Einsatz hofft.
Warum sich Bierbaumer noch bessere Chancen als Seikovits ausrechnet, mit dem er in Kontakt steht? „Das Programm ist in der Findungsphase, die neuen Regeln kommen mir entgegen.“ So hat heuer erstmals jedes der 32 Teams einen Platz für einen IPPP-Spieler. Außerdem baut Bierbaumer auf seine Vielseitigkeit. Er spielt – wie Seikovits – auf der Position des Tight Ends, kann aber auch als Longsnapper eingesetzt werden. „Ein Argument mehr für mich.“ Wie er seine Chancen sieht, dass ihn nach dem Camp in Florida ein Team unter Vertrag nimmt? „50:50 – entweder ja, oder nein.“
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