Alle negativ, dennoch kann Österreich wegen Corona nicht zur Tischtennis-WM

Zwischen Lust und Frust liegen im österreichischen Tischtennis gerade einmal vier Wochen. Es war Mitte August, als Rot-Weiß-Rot bei der Europameisterschaften beim großen und mächtigen Nachbarn in München als beste Nation ausgezeichnet wurde. Gold (Fraueneinzel, Frauendoppel), Silber (Männerdoppel) und Bronze (Mixed) nahm die ÖTTV-Auswahl mit nach Hause.
Als Europas Nummer eins wollte man sich auch ab 30. September bei der Tischtennis-Weltmacht im chinesischen Chengdu präsentieren. Österreich ist im Männer- und Frauen-Bewerb für die erste Team-Weltmeisterschaft seit Ausbruch der Corona-Pandemie qualifiziert.
Doch daraus wird nichts. Der Verband musste die Teilnahme kurz vor der Abreise absagen. Wegen Corona. Allerdings sind es diesmal keine Infektionen, die ein Antreten unmöglich machen.
Veranstalter China verfolgt weiterhin eine Null-Toleranz-Politik, wenn es um die Pandemie geht. Vorgeschrieben für eine Teilnahme ist eine vollständige Impfung – und die können vier österreichische Tischtennis-Asse nicht vorweisen. Für die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio bekamen einige etwa dank des Einfachstichs von Johnson das grüne Licht für ein Antreten. Doch das reicht nicht mehr.
„Uns als Verband sind in dem Punkt die Hände gebunden. Wir weisen darauf hin, können und wollen aber niemanden zur Impfung zwingen“, sagt Stefan Fegerl zum KURIER. Österreichs Sportdirektor gibt in der heiklen Thematik aber auch offen zu: „Ich weiß aus Gesprächen mit Kollegen, dass sich andere Nationen mit diesem Problem gar nicht mehr beschäftigen müssen.“ Soll heißen, dass die meisten Topspieler vollimmunisiert sind.
Dass viele europäische Topnationen bei der Team-WM in Chengdu dennoch nicht in Bestbesetzung antreten, hat andere Corona-Gründe. Die Veranstalter wollen nicht im Detail garantieren, was mit einem Athleten im Falle einer Infektion geschieht. Wer muss wo und wie lange in chinesische Quarantäne? In schlimmer Erinnerung hat man die Berichte von den Winterspielen in Peking, als Corona-Positiven eine wochenlange, harte Isolation im Hotelzimmer verordnet worden war.
Natürlich schmerzt die Absage. Wir wollen uns immer mit den Besten messen – und die spielen eben bei einer WM“
Österreichs Sportdirektor
Das deutsche Männer-Team muss aus diesem Grund ohne die besten drei Spieler auskommen, auch Familienvater Daniel Habesohn aus Wien verzichtet auf eine Reise ins Ungewisse. Das Aufstellen eines B- oder C-Teams, wie es Deutschland nun bei der WM tut, kommt für Österreich nicht infrage. Da die qualitative Breite an Topspielern fehlt, stehen die hohen Kosten (rund 70.000 Euro für ein zwölfköpfiges Team) in keiner Relation. „Dennoch schmerzt die Absage. Wir wollen uns immer mit den Besten messen“, sagt Sportdirektor Fegerl.
Besonders bitter ist die Absage für – die vollständig geimpfte – Sofia Polcanova. Die 28-jährige Linzerin ist dreifache EM-Medaillengewinnerin und seit wenigen Wochen unter den Top 10 der Welt – als einzige Spielerin, die nicht in Asien geboren wurde. Die ganz große Bühne muss aber nur kurz warten. Ende Oktober ist Polcanova bei den zwei großen WTT-Turnieren dabei. Schauplatz ist jeweils China.
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