Mit weiteren vier Punkten wäre das Team um Mykola Bilyk nicht mehr aus den Top-2 zu verdrängen, die sich für die größte EM der Geschichte in Deutschland qualifizieren. 2024 wird keine Halle weniger als 12.000 Plätze haben.
Doch so weit ist es noch nicht. Wer sind die Spieler aus dem Land, gegen das Österreich zuletzt bei der Heim-EM 2020 vor 9.500 Fans in der Wiener Stadthalle 34:30 siegte?
Ein Großteil des Teamkaders kommt von Motor Saporischschja. Aus jener Stadt, wo es rund um das Atomkraftwerk schwere Kämpfe gab. Der Klub ist Rekordmeister und stellt aktuell sieben Teamspieler.
Seit der laufenden Saison spielt Motor Saporischschja in der zweiten deutschen Liga. Team-Manager Dmytro Karpushchenko machte sich nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Suche nach einer neuen Heimat. In Düsseldorf bekam er die Zusage. Das Team wurde als 20. Liga-Teilnehmer aufgenommen und liegt derzeit an 17. Stelle. Nach dem Ende der Saison werden die Ergebnisse wieder aus der Tabelle herausgerechnet.
Egal. Spieler und Trainer leben in Sicherheit und können ihren Sport ausüben. Doch einige Ukrainer haben ein schlechtes Gewissen, da ihre Freunde an der Front gegen Russland kämpfen. „Ich habe oft diese belastenden Gedanken, dass ich die Pflicht habe, dort zu sein, um mein Land und die Zukunft meiner Familie zu verteidigen“, sagt Zakhar Denysov, Kapitän von Motor und linker Flügel im Nationalteam dem NDR.
Im Mai 2022, gut zwei Monate nach dem Kriegsbeginn, durften die Handballer das Land verlassen. Männer zwischen 18 und 65 Jahren dürfen das im Krieg normalerweise nicht. Doch die Spieler und Trainer von Saporischschja nahmen die Ausnahmeregelung in Anspruch, die für Einsätze in der European League, in der Bundesliga und im Nationalteam vorgesehen ist.
Denysov sagt dennoch: „Je länger wir hier sind, umso belastender wird es für die Psyche. Egal, wie gut es uns hier geht, es gibt immer noch unsere Heimat, wo unsere Liebsten leben.“ Frau und Kind kamen mit nach Düsseldorf. Sohn Matviy wird über das Internet von Saporischschja aus unterrichtet. Eine andere Art „Homeschooling“.
Österreichs Teamkapitän Mykola Bilyk hat Verwandte im Osten der Ukraine. Auch ihn nimmt der Krieg mit: „Meiner Familie in der Ukraine geht es den Umständen entsprechend gut. Unser Ziel sind vier Punkte in dieser Woche. Dennoch wünschen wir der Ukraine viel Erfolg für die Qualifikation.“
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