Kühe gegen Klima: Tricksen Neuseeland und Irland bei Methanemissionen?

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Wissenschafter orten in einem offenen Brief einen „Buchhaltungstrick“ der beiden Länder, um die Viehzucht vor Klimaschutzmaßnahmen zu schützen.

von Annika Meyborg

Flugzeuge, Autos und Kuhrülpser – Wer an Erderwärmung denkt, hat wahrscheinlich nicht sofort eine Kuh im Kopf. Und doch gehören Kühe, beziehungsweise die Viehzucht, zu den weltweit größten Methanquellen. Eine einzige Kuh verursacht am Tag schätzungsweise zwischen 100 und 300 Liter Methan. Besonders in Neuseeland und Irland werden viele Rinder gehalten; allein in Neuseeland sind es rund fünf Millionen Milchkühe. Beide Länder gehören zu den größten Methanemittenten pro Kopf, was mit ihrer exportorientierten Milch- und Fleischindustrie zusammenhängt.

Um ihre Methanemissionen zu berechnen, verwenden sowohl Neuseeland als auch Irland die Methode des „Global Warming Potential Star“ (GWP*). Dabei werden die kurzfristigen Auswirkungen von Methan auf die Erderwärmung, statt das gesamte langfristige Erwärmungspotenzial betont.

Doch diese Berechnungsmethode stößt zunehmend auf Kritik: 26 renommierte Klimawissenschafter haben in einem offenen Brief den neuseeländischen Premierminister Christopher Luxon aufgefordert, diese Strategie zu überdenken. Sie kritisieren, dass die neue Methode genutzt werden könnte, um geringe Reduzierungen von Methanemissionen als ausreichend darzustellen. Sie orten einen „Buchhaltungstrick“, um die methanemittierende Viehzucht vor klimawirksamen Maßnahmen zu schützen. Schließlich haben sowohl Neuseeland als auch Irland ein wirtschaftliches Eigeninteresse am Erhalt ihrer Kühe.

Methanemissionen reduzieren

Die Wissenschafter sprechen von der Schaffung eines gefährlichen Präzedenzfalls und fordern ambitioniertere Reduktionsziele für Methanemissionen von Neuseeland. Andernfalls könnten andere Länder die Methode ebenfalls nutzen, um Klimaziele und Maßnahmen zu umgehen. Neuseeland soll seinen Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung leisten und seinen internationalen, klimatischen Verpflichtungen nachkommen, fordern sie. Generell sei das Ziel „keine zusätzliche Erwärmung“ schwer mit Neuseelands Verpflichtung im Rahmen des Global Methane Pledge zu vereinbaren. Dieser fordert eine schnelle globale Emissionsreduzierung um 30 Prozent bis 2030.

Zusätzlich steht die Methode im Widerspruch zu Artikel 4 aus dem Pariser Abkommen über die Verantwortung und Gerechtigkeit der Industrieländer. Das Methan, das in Neuseeland und Irland durch die Landwirtschaft entsteht, ist eine Konsequenz, die von beiden Ländern in Kauf genommen wird. 

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