Neuer Wirtschaftsminister: Wer ist Wolfgang Hattmannsdorfer?

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer Porträt
Der ÖAABler wechselte heuer in die Chefetage der Wirtschaftskammer. Zuvor war er Soziallandesrat unter Schwarz-Blau in Oberösterreich.

Ambitioniert und situationselastisch - seit Jahresbeginn sitzt der aus dem ÖAAB stammende Ex-Landesrat aus Oberösterreich in der Chefetage der Wirtschaftskammer, nun steigt Wolfgang Hattmannsdorfer zum Wirtschaftsminister auf. Dass er mit der FPÖ gut kann, hat er in Oberösterreich gezeigt, auch mit den Grünen hat er als ÖVP-Parteimanager zusammengearbeitet. Jetzt muss er sich auf Rot und Pink einlassen - obwohl der 45-Jährige zuletzt eher Blau-Türkis eine Chance geben wollte.

Er wolle zeigen, "dass es lässig ist, in der Politik zu arbeiten", hatte Hattmannsdorfer gemeint, als er im April 2013 Landesparteigeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich, die damals in einem Regierungspakt mit den Grünen war, wurde. Die von ihm aufwendig geleiteten Landtagswahlkämpfe 2015 und 2021 nahmen Anleihen bei amerikanischen Polit-Events, wurden aber nicht im erhofften Maß mit Ergebnissen belohnt.

Harmonisches schwarz-blaues Doppel

Das Thema Wahlen beschäftigt den Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften schon seit Jahren. Der gebürtige Linzer promovierte 2007 an der Johannes Kepler Uni mit der Dissertation "Stadt, Land, Stadtrand - Geografische Segmentierung des OÖ Wählermarktes. Analyse und Erklärung für das unterschiedliche Wahlverhalten am Beispiel der Landtagswahl 2003". Nach vier Jahren in der Event- und Meinungsforschungsbranche wechselte er als Referent in den schwarzen Landtagsklub und startete seine Parteikarriere.

Im Landtagswahlkampf 2015 prangerte er an, dass "kaum ein Tag vergeht, an dem die FPÖ nicht mit rechtsradikalem Gedankengut für Aufruhr sorgt" und warnte gar vor einem "Umsturz". Nach geschlagener Wahl ging die ÖVP mit der FPÖ zusammen, Hattmannsdorfer bildete ein harmonisches Doppel mit FPÖ-Klubchef Herwig Mahr und vertrat ein Regierungsprogramm, das eine stark blaue Handschrift zeigte, Stichwort Deutschpflicht am Schulhof oder Reform der Mindestsicherung.

"Hart, aber fair"-Kurs und Sachleistungskarte

2021 stieg er in der Neuauflage von Schwarz-Blau zum Landesrat auf und bekam sein Wunschressort: Soziales (zuvor rot geführt) samt Integration (davor grün). Seine Schwerpunkte lagen u.a. in der Gewinnung von Personal in der Pflege ("Fachkräftestrategie Pflege"). Bei Sozialhilfe und Integration propagierte er einen "hart, aber fair"-Kurs, pochte auf die "Bemühungspflicht" bezüglich Spracherwerb und Arbeitssuche und machte Oberösterreich zur Pilotregion für die Sachleistungskarte für Asylwerbende.

Wolfgang Hattmannsdorfer wurde am 20. November 1979 geboren. Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Kepler Universität Linz, Executive-Studium Political Marketing an der George Washington University (Washington DC 2007), Studium International Management an der National Taiwan University (Taipei). 2015 bis 2021 Abgeordneter zum Oö. Landtag, 2021 bis 2024 Landesrat für Soziales und Integration, seit 2024 Nationalratsabgeordneter und seit 1.1.2025 Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich. Hattmannsdorfer ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Söhne.

Vom ÖAAB zur Wirtschaftskammer

Im Sommer des Vorjahres kam dann die Ankündigung, dass der ÖAAB-Funktionär, der auch Wirtschaftsbund-Mitglied ist, mit Anfang 2025 Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer wird, traditionell verbunden mit einem Fixmandat im Nationalrat. Der Schritt war für Beobachter überraschend. Allerdings galt der eloquente und sowohl im Partei- als auch im Selbstmarketing versierte Hattmannsdorfer immer als sehr ehrgeizig und ministrabel, zudem sitzt Landeshauptmann Thomas Stelzer - mit seinen 57 Jahren noch vom Ruhestand weit entfernt - fest im Sattel. Also zog es die ÖVP-Zukunftshoffnung nach Wien.

Immer wieder unterstrich Hattmannsdorfer in den vergangenen Jahren, zwischen der FPÖ in Oberösterreich und jener im Bund zu unterscheiden. Herbert Kickl sei in einer FPÖ-ÖVP-Regierung als Bundeskanzler "undenkbar", betonte er lange. Als die erste Runde der Verhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS scheiterte, zählte er aber zu jenen, die es doch mit Kickl versuchen wollten und auch mitverhandelten. Allerdings war der Wirtschaftskammer vor allem der Europakurs der FPÖ nicht geheuer. Nunmehr kann Hattmannsdorfer als Wirtschaftsminister ohne viel Erfahrung in der Privatwirtschaft sein Glück in der Koalition mit SPÖ und NEOS versuchen.

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