Vogt rief der Öffentlichkeit ins Bewusstsein, dass Gross - bis in die 1980-er Jahre einer der meistbeschäftigten Gerichtsgutachter in der Justiz - im Dritten Reich an der Wiener "Euthanasie-Klinik" Am Spiegelgrund als Stationsarzt behinderte Kinder für Forschungszwecke missbraucht hatte. Im Jahr 1979 bezichtigte Vogt Gross an der Ermordung hunderter Kinder beteiligt gewesen zu sein, nachdem er den Spiegelgrund-Überlebenden Friedrich Zawrel kennengelernt hatte.
Gross klagte den streitbaren Unfallchirurgen wegen übler Nachrede und verlor dieses Verfahren. Die Karriere des Gerichtsgutachters war beschädigt, strafrechtliche Ermittlungen wurden in die Wege geleitet. Es dauerte allerdings fast 20 Jahre, ehe Gross wegen des Vorwurfs, im Sommer 1944 an der Tötung von neun Kindern mitgewirkt zu haben, wegen Mordes angeklagt wurde. Der Prozess am Wiener Landesgericht für Strafsachen wurde allerdings kurz nach Beginn der Verhandlung im März 2000 wegen "fortgeschrittener Hirndemenz" des Angeklagten auf Eis gelegt. Gross starb Ende 2005.
Vogt, der von 1969 bis 2000 als Unfallchirurg im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien tätig war, leistete auch bei Auslandseinsätzen - etwa in Nicaragua oder im Kosovo - medizinische Hilfe. 2003 wurde er in Wien zum Pflegeombudsmann bestellt, danach engagierte er sich als Pflegeombudsmann im Gesundheits- und Sozialministerium. 2019 wurde er von der Österreichischen Liga für Menschenrechte für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
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