Wie viel Haider steckt noch in der FPÖ?

Jörg Haider und Heinz-Christian Strache bei einer TV-Debatte vor mehr als zehn Jahren
Am 11. Oktober 2008 ist Jörg Haider verunglückt. Heide Schmidt und Anton Pelinka analysieren, was blieb und was anders wurde.

Der Todestag von Jörg Haider ist der 11. Oktober. Der 10. Oktober 2008 war Haiders letzter Lebenstag, bevor er um 1.15 Uhr in der Nacht mit 1,8 Promille und überhöhter Geschwindigkeit gegen eine Gartenmauer fuhr und verstarb.

Die einen gedenken Jörg Haiders am 11., die anderen am 10. Oktober. Landeshauptmann Peter Kaiser ( SPÖ) hält sich ans Protokoll. Er wird am 11. Oktober am Grab im Bärental einen Kranz niederlegen. So wie er kürzlich auch einen Kranz aufs Grab des ebenfalls vor zehn Jahren verstorbenen Landeshauptmanns Leopold Wagner (SPÖ) legte.

Haiders Anhänger hingegen begehen das Totengedenken am Landesfesttag, wenn alles gelb-rot-weiß beflaggt ist. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wird heuer aus Wien anreisen und von der „Jörg Haider-Stiftung“ die „Jörg Haider-Medaille“ verliehen bekommen. Grund für die Ehrung: Strache habe der FPÖ wieder zu alter Stärke verholfen und sie zurück in die Regierung geführt.

"Haider wichtiger Teil der FPÖ-Geschichte"

Haider hatte dereinst der FPÖ zwar rauschende Siege beschert, er hat die FPÖ aber auch immer wieder zerstört. 1993 provozierte er mit dem Anti-Ausländer-Volksbegehren die Abspaltung des Liberalen Forums unter Heide Schmidt; 2002 putschte er gegen die eigene Bundesregierung und 2005 spaltete er mit der BZÖ-Gründung das Lager.

Die FPÖ-Reste ließ er mit einem Berg Schulden zurück. Strache übernahm damals die darniederliegende Partei. Inzwischen hat er Frieden mit Haider gemacht. „Haider ist ein wichtiger Teil der FPÖ-Geschichte und wird es immer bleiben“, sagt Strache zum KURIER.

Wie viel Haider steckt eigentlich heute noch in der FPÖ?

„Die FPÖ heute hat viel mit Haider zu tun, allerdings ist sie offenkundig weniger von einem unbewussten Todestrieb beherrscht. Haider machte die FPÖ groß und führte sie in die Bundesregierung, um sie danach zu zerstören. Ich vermute, dass Strache von solchen Tendenzen zur Selbstzerstörung frei ist“, sagt der Politikwissenschaftler Anton Pelinka.

Aggressiver Politik-Stil

Haider hat den Populismus in Österreich etabliert und für diese Art von Politik eine Schneise geschlagen“, sagt Haiders einstige Weggefährtin und spätere Widersacherin Heide Schmidt. In der heutigen FPÖ erkennt sie Haiders Stil – Aggressivität und Hemmungslosigkeit – wieder: „Ich erinnere mich an einen Schuldirektor, den Haider an den Pranger stellte, und danach stellte sich heraus, dass nichts von den Vorwürfen stimmte. Solcher Instrumentarien bedient sich die FPÖ auch heute, wenn sie einen afghanischen Lehrling verunglimpft.“

Haider habe „das sogenannte Ausländer-Thema“ auf die Agenda gesetzt, „und das ist bis heute das negative Markenzeichen der FPÖ“, sagt Schmidt. Früher sei das Ausländerthema ein Populismusinstrument gewesen, heute sei es Ideologie. Schmidt: „Leute wie Mölzer, die von Umvolkung sprachen, waren früher Einzelpersonen, Haider hat den Burschenschaftern seine sogenannte Buberlpartie entgegengesetzt, die Burschenschafter waren für Haider kein Rekrutierungsfeld. Heute sitzen Burschenschafter in zentralen Positionen.“

"Politclown", der alles für Schlagzeilen tut

Pelinka meint, Haider sei in gewissem Sinne ein Vorläufer von Donald Trump gewesen, ein Politclown, der alles tut, um die nächste Schlagzeile zu liefern – auch zum Preis inhaltlicher Beliebigkeit. In einem Punkt habe Haider allerdings Linie gehalten. Pelinka: „Meines Wissens hat Haider niemanden aus der FPÖ wegen Neonazismus ausgeschlossen; Strache hat das sehr wohl getan. Meine Schlussfolgerung: Die NS-Vergangenheit war Haider wichtig, die nahm er ernst.“

Wie viel Haider steckt noch in der FPÖ?

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