Was Andreas Babler beim Frequency machte
Was für ein Kontrast. Tagsüber erklärt SPÖ-Parteichef Andreas Babler in St. Pölten noch, wie er die Zinsgewinne von Österreichs Banken eindämmen will. Am Freitagabend: Frequency. Wandern durch Zeltstädte, über zerdrückte Bierdosen. Babler ist mit Niederösterreichs SP-Vorsitzendem Sven Hergovich und der roten Parteijugend unterwegs. Mit welchem Ziel?
Das bleibt eher unklar. Es ist wohl der ungewöhnlichste Termin auf Bablers Comeback-Tour durch die Bundesländer, die vor einer Woche begann. Babler entspannt kurz im Campingsessel, bei Dosenbier. Ja, er hat Erfahrung auf diesem Terrain. „Ich war immer auf Festivals, auch auf internationalen.“ 25 bis 30 seien es gewesen.
Man klärt weitere zentrale Fragen: Entgegen jüngsten Berichten hört Babler lieber deutschen Indie-Pop als härteren Deutschrock. Und: „Falco war immer meine absolute Nummer eins.“
Einer unter vielen
Was auffällt: Der SPÖ-Chef fällt nur selten auf. Der Traiskirchner trägt ja auch wie jeder hier kurze Hose und T-Shirt, also den Temperaturen angepasst – im Gegensatz zum KURIER-Reporter. „Wenn man so unterwegs ist, ist es auch nicht das große Ziel, erkannt zu werden. Wir wollen ein bisschen da sein und das Feeling aufnehmen“, meint Babler. Einige Sympathisanten melden sich aber für Plausch und Selfies, darunter eine halb nackte Männergruppe.
Babler mit jungen Fans
Babler und Hergovich vor dem Eingang der Mainstage
Am Campingplatz traf man sich mit der Parteijugend
Babler mit Anhängern
Babler mit Anhängern
Babler bei der Bandvergabe
Ob er heute auch inhaltliche Gespräche führen will? „Klar“, sagt Babler. „Das Leben ist für alle teurer geworden, das liegt schwarz auf weiß am Tisch.“ Aber die konsumfreudigen Frequency-Besucher müssten doch genügend Kaufkraft haben? „Auch ein Festivalwochenende wird nicht billiger. Wer heute aufs Festival geht, muss dann beim Urlaub sparen“, entgegnet Babler. Es sei unglaublich, dass die Bundesregierung nichts gegen die Teuerung unternehme, während die Schuldnerberater in Anträgen übergehen und es massive Umsatzeinbußen im Einzelhandel gebe. Der Durchschnittsösterreicher, der sich das Leben kaum noch leisten kann, geht laut Babler also auch zum Frequency – bei Spritzer-Preisen von 8,50 Euro. Sein Maßnahmenbündel gegen Teuerung und Armut: Steuergerechtigkeit, Arbeitszeitverkürzung und Millionärssteuer sowie eine Kindergrundsicherung. „Wir haben bis jetzt unsere Linie einstimmig in den Parteigremien festgelegt“, sagt er. Die Kommunikation mit den Landesparteien sei wirklich gut.
Auch mit Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil? Zuletzt waren sich beide uneins, wie regelmäßig ihr Kontakt ist. „Der Hans Peter hat Verena Dunst in die Bundesgremien entsendet. Das war seine Entscheidung, er konzentriert sich auf das Burgenland“, sagt Babler. „Aber wir lassen uns jetzt keinen Konflikt von außen reinbringen, der keiner war. Ich habe in den vergangenen Monaten 14.000 Leute getroffen, es interessiert doch keinen Menschen, wer wo und mit wem wie oft telefoniert.“
➤ Lesen Sie: Banken stärker regulieren? Experten sind eher dagegen
Übernachten im Bus
Abseits solcher Fragen und eines „Sieg Heil“-rufenden Besuchers – außerhalb Bablers Hörweite – bleibt der Abend entspannt. Und die Nacht? Babler wird sie in einem Campingbus verbringen. Er rechne, wie immer, mit sechs bis sieben Stunden Schlaf.
Das Beweisfoto – es zeigt ihn am Samstag beim Zusammenrollen des Schlafsackes – liefert die SPÖ nach.
Kommentare