Wer die Fahne anzündet oder abreißt, würde dem „israelischen Staat, der auch eine potenzielle Zufluchtsstätte für Jüdinnen und Juden weltweit darstellt, das Existenzrecht absprechen“, so Radonić. Wichtig sei außerdem, dass auf der Fahne auch der Davidstern zu sehen ist. „Ein Angriff ist also nicht nur eine bloße Kritik am Staat, sondern auch auf jüdische Symbole.“
"Unmittelbare Bedrohung für das freie jüdische Leben"
Finden die Angriffe vor jüdischen Einrichtungen statt, sei das eine unmittelbare Bedrohung dieser Institutionen und für das freie jüdische Leben in dem Land – und nicht erst dann, wenn Israelfahnen von Synagogen verbrannt werden, „was klar eine antisemitische Tat ist“. „Werden aktuell die Fahnen auf politischen Institutionen wie Rathäusern in Österreich oder Deutschland, abgerissen, wende man sich offen gegen Solidaritätsbekundungen mit Israel angesichts des unfassbaren Terrors der Hamas“, sagt Radonić.
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Die Expertin verweist auch auf die Vorgänge im Iran – das Land ist einer der größten Geldgeber der islamistischen Hamas. Dort würden in den Eingängen zu Universitäten Israel-Fahnen am Boden liegen, auf die die Studenten beim Hineingehen „drauftreten“ müssen.
Die Flagge als Politikum
Es würden sich allerdings Videos im Netz häufen, auf denen zu sehen ist, dass Studenten geschlossen um die Fahne herumgehen. „Indem sie die Fahne verschonen, rebellieren sie gegen das iranische Regime und wollen sich nicht mitschuldig machen an der Delegitimierung des israelischen Staates“, so Radonić. Die Fahne wird im Iran schon lange dazu verwendet, um Politik zu betreiben.
Im Jahr 2020 erklärte Diba Parcham, der größte Flaggenhersteller des Iran gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass rund 2.000 israelische und US-amerikanische Flaggen im Monat verkauft werden – damit diese verbrannt werden können.
Wichtig sei auch, darauf hinzuweisen, sagt Radonić, dass nicht nur Menschen aus dem arabischen Raum Flaggen abreißen oder gar verbrennen würden. „Oft sind es auch Österreicherinnen und Österreicher, die der antiimperialistischen Linken angehören, die bei den Pro-Hamas-Demonstrationen ganz vorne dabei sind.“
Kultusgemeinde besorgt
Die Bedeutung der Flagge streicht auch Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien hervor: „Sie steht für die freie Welt, deren Werte und einen demokratischen Rechtsstaat. Wer die Fahne angreift, greift auch diese Werte an.“ Es sei aber nicht mit einem Angriff auf Menschen gleichzusetzen. „Das könnte allerdings ein nächster Schritt sein“, sagt Engelmayer. „Darum muss man als Gesellschaft bereits jetzt sagen: Bis hier her und nicht weiter.“
Von Angst will man in der Israelitischen Kultusgemeinde nicht sprechen. Man sei aber „besorgt“, weil es europaweit zu antisemitischen Kundgebungen komme. „Das ist Anlass zur Sorge und darum mahnen wir zur Vorsicht.“
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