Das Mädchen muss irgendwo in Kroatien geboren worden sein: Als seine Eltern in Spielfeld ankamen, am Grenzübergang zwischen Slowenien und Österreich, war es gerade vier Tage alt und unter jenen 1.800 Flüchtlingen, die dort am 18. Oktober 2015 registriert wurden.
An diesem Tag löste das südsteirische Spielfeld Nickelsdorf im Burgenland als Drehscheibe der Flüchtlingsbewegung ab. Statt über Ungarn – das seine Grenzen geschlossen hatte – kamen Asylwerber nun über Serbien, Kroatien und Slowenien, eine Richtung, die später als „Balkanroute“ bezeichnet wurde. Bis zu 9.000 Ankommende täglich sollten es 2015 sein: Deshalb wurde in Spielfeld das erste Grenzmanagement errichtet, ein Container- und Zeltdorf zur Ein- und Durchreise – skurrile Debatten über Grenzzäune und „Türl mit Seitenteilen“ inklusive.
Exakt sieben Jahre später konzentriert sich der Zustrom wieder in Nickelsdorf: Von 58.000 Asylanträgen (Stand Ende August) wurden 40.000 im Burgenland gestellt – das dortige Grenzmanagement hat die Belastungsgrenze erreicht. Aus diesem Grund wurde das seit März 2016 brachliegende Pendant in Spielfeld – damals kam der letzte Flüchtling direkt dort an – heuer reaktiviert. In dieser „Überlauflösung“ durchlaufen die Betroffenen die Registrierungsformalitäten in der Steiermark, sie werden zum Teil mit Bussen von Nickelsdorf nach Spielfeld gebracht.
Bis zu 6.000 pro Tag
Täglich sind das derzeit ein paar Dutzend Menschen, insgesamt bisher laut dem steirischen Polizeisprecher Fritz Grundnig rund 5.600 Personen. Ausgelegt ist Spielfeld auf bis zu 6.000 pro Tag. Die Registrierung ist nötig, um die Grundversorgung erhalten zu können, wie etwa Unterkunft und Verpflegung während des Asylverfahrens.
Grundversorgung gibt es nicht nur für Asylwerber, sondern auch für vor dem Krieg in der Ukraine Geflüchtete: Mit September befanden sich rund 89.500 Menschen in der Grundversorgung, das ist mehr als am Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung 2015/16 mit jeweils 80.000. Unter ihnen waren laut Statistik des Innenministeriums rund 57.600 Ukrainer, 12.560 Syrer und 5.300 Afghanen.
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