"Ehe light": Werte wie Treue sind laut Umfrage "durchaus beliebt"

Knapp 3.000 Ehen werden Jahr für Jahr in Niederösterreich wieder aufgelöst.
Als Michael Ganner, Professor für Zivilrecht an der Uni Innsbruck, im türkis-grünen Regierungsprogramm las, dass eine „Weiterentwicklung des Familien- und Eherechts“ geplant sei, startete er unter seinen Studenten eine Online-Umfrage: Brauchen wir eine neue rechtliche Form der Partnerschaft?
Mehr als 70 Prozent der 600 Befragten (darunter übrigens 43 Prozent Singles) befürworten das. Sie wünschen sich mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bei Rechten und Pflichten.
Was Ganner überraschte: Vieles, das eine „traditionelle Beziehung“ ausmacht, sei noch immer gewünscht – Werte wie Treue und Beistand seien „durchaus beliebt“, sagt Ganner im KURIER-Gespräch.
Hochzeitsfeier ja, Kirche eher nein
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sagt, dass die Hochzeitsfeierlichkeiten „wichtig“ (35 %) bis „sehr wichtig“ (16 %) seien. Auf religiöse Anerkennung – etwa durch die kirchliche Zeremonie – legen nur 25 Prozent wert.
Der gesellschaftliche Status ist für rund 60 Prozent ein wichtiger bis sehr wichtiger Faktor – in der eigenen Familie mehr als im Bekanntenkreis. Als relevant erachtet werden auch die Vorteile bei Behörden oder Spitalsaufenthalten.
Mehrheit für sexuelle Treue
Zu den Pflichten: Sexuelle Treue fordert mehr als die Hälfte aller Befragten (32 % „ja“ und 25 % „eher schon“). Immerhin lehnt aber jeder Fünfte eine Treuepflicht in der Ehe kategorisch ab (21 % „nein“).
Eine Unterhaltspflicht, also dass man während der Partnerschaft füreinander sorgt, ist für mehr als 70 Prozent wünschenswert. Eine Pflicht, auch einen gemeinsamen Haushalt zu führen, lehnen indes mehr als 70 Prozent ab.
Nein zur grundlosen Auflösung
Für eine „leichtere Auflösung“ der Ehe – durch einen Brief an das Standesamt oder online – sind drei Viertel der Befragten. Eine große Mehrheit ist aber dagegen, dass sie einseitig und „ohne besonderen Grund“ aufgelöst werden kann.
Als Name für die neue Ehe-Form bekam „registrierte Partnerschaft“ den meisten Zuspruch. Uni-Professor Ganner hat dem Justizministerium die Ergebnisse seiner Studie zukommen lassen.
Die komplette Umfrage ist hier nachzulesen.
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