Überfüllte Waggons, Räumungen, Verspätungen oder gar Ausfälle ganzer Züge bringen die ÖBB regelmäßig in die Negativschlagzeilen. In einer aktuellen KURIER-OGM-Umfrage wird das ÖBB-Angebot „trotz der zahlreichen Negativ-Berichte überraschend positiv bewertet“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer angesichts der Angaben von 902 für den KURIER Befragten.
"59 Prozent halten das Angebot der ÖBB für besser oder gleich wie früher“, fasst der Meinungsforscher das Ergebnis zusammen.
Ebenfalls überraschend: Die Frage, ob es für Bahnfahrten eine verpflichtende Reservierungspflicht bräuchte, stößt auf hohe Zustimmung.
Deklarierte Wähler links der Mitte würden das Angebot ob ihrer hohen Präferenz für öffentliche Verkehrsmittel gegenwärtig gar noch besser einstufen. Für Bachmayer ebenfalls überraschend positiv fällt die Antwort auf die Frage nach der Preisgestaltung der Tickets aus.
Trotz anhaltend hoher Inflation und gestiegener Ticketpreise (die Österreichischen Bundesbahnen hoben mit 11. Juni 2023 ihre Ticketpreise in der 1. und 2. Klasse um 5,8 Prozent an) halten 45 Prozent den Preis für eine Zugfahrt im Nah- und Fernverkehr wie auch für das Klimaticket für angemessen. Für 32 Prozent sind die Tickets zu teuer, zwei Prozent erachten sie als zu billig an.
Um auf Dauer überfüllte Züge zu vermeiden und um als Bahnfahrer sichergehen zu können, sitzend von A nach B zu kommen, spricht sich die Hälfte der Befragten für eine verpflichtende Sitzplatzreservierung aus. (Derzeit empfehlen die ÖBB an starken Reisetagen, um drei Euro einen Sitzplatz zu reservieren.)
36 Prozent können einer solchen Pflicht nichts abgewinnen. Besonders befürwortet wird eine Reservierungspflicht von über 50-Jährigen (58 Prozent) und Senioren (63 Prozent). „Unter 30-Jährige sprechen sich mehrheitlich (53 Prozent) gegen eine Pflicht aus, weil es schließlich auch eine Geldfrage ist“, resümiert Bachmayer. Gefragt nach Geschwindigkeitsbegrenzungen im Individualverkehr, spricht sich eine deutliche Mehrheit von 63 Prozent gegen ein Limit von 100 km/h auf der Autobahn aus.
Freiheitliche Wähler lehnen Tempo 100 besonders stark ab
Besonders gegensätzlicher Meinung sind hier die deklarierten Grün- und FPÖ-Wähler. 81 Prozent der Grün-Wähler befürworten das Limit auf der Autobahn – 89 Prozent der freiheitlichen Wählerschaft sind dagegen.
Weniger groß ist die Ablehnung gegenüber einem Limit von 30 km/h im Ortsgebiet: 52 Prozent sind dagegen – 44 Prozent dafür. „Eine klare Akzeptanz für Tempo 30 gibt es bei Städtern – mit 55 Prozent“, so Bachmayer. Im Gegensatz dazu sind nur 33 Prozent der Befragten, die am Land leben, für ein solches Limit.
Erst am Wochenende hat sich die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler aus Sicherheitsgründen für ein solches Limit ausgesprochen. Gemeinden soll es künftig leichter gemacht werden, im Ortsgebiet Tempo 30 zu verhängen. In „besonders sensiblen Zonen“ (Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen u. ä.) soll der Gemeinderat künftig selbst die Geschwindigkeitsgrenze festlegen können. Der entsprechende Gesetzesvorschlag liege bereits beim Koalitionspartner ÖVP übermittelt, so Gewessler.
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