KURIER-OGM-Umfrage: 57 Prozent für Ambulanzgebühr

Zwei von drei Patienten wollen lieber zum Arzt als Gesundheitshotline wählen
Mehrheit spricht sich für Einführung einer Ambulanzgebühr aus. Trotz Wartezeiten ziehen Menschen Hausarzt der Gesundheitshotline 1450 vor.

Lange Wartezeiten bei Arzt- und OP-Terminen, überfüllte Spitäler und Ambulanzen, Zwei-Klassen-Medizin: Österreichs Gesundheitssystem ist teuer, leistet  aber nicht das, was es  soll. Aktuell wird - nicht zuletzt durch Gesundheitssstadtrat Peter Hacker (SPÖ) angestossen - eine Debatte über Gastpatienten in der Bundeshauptstadt geführt und darüber, dass mit Patienten aus anderen Bundesländern "rigoroser" umgegangen werden müsse. Wie der KURIER berichtete, sehen Niederösterreich und das Burgenland eine Ungleichbehandlung und wollen dagegen vorgehen.

Es ist nicht das einzige Problem, das Patienten täglich spüren und dem sich die Dreierkoalition annehmen will. Das Regierungsprogramm der türkis-rot-pinken Koalition sieht einen Ausbau der Gesundheitshotline 1450 vor, um die Patientenströme zu regulieren, den niedergelassenen Bereich zu entlasten. 

Die Hotline 1450 -  etabliert in und bekannt durch die Corona-Zeit - wird aber zu selten in Anspruch genommen, um eben dieses Ziel zu erreichen. Das hat zuletzt der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer in einem KURIER-Interview ins Treffen geführt. "In Niederösterreich hat man derzeit bei 1450 8.000 bis vielleicht 10.000 Anrufe pro Tag. Und das ist schon die Ausbaustufe. Das ist nichts. Um tatsächlich in die Steuerung der Patientenströme einzugreifen, müsste man mit 300 Millionen Anrufen pro Jahr rechnen."

Eine OGM-Umfrage für den KURIER (1.027 Wahlberechtigte/Schwankungsbreite +/- 3,1 Prozent) zeigt, dass die medizinische Hilfe via Handy nicht gut angenommen wird. 

59 % der Befragten haben die Hotline noch nie angerufen, 29 % haben dies zuletzt während der Pandemie getan. In den vergangenen zwei Jahren haben nur 10 % 1450 gewählt, um medizinischen Rat einzuholen.

"Trotz hoher Nutzung und äußerst hoher Bekanntheit würden zwei von drei Befragten lieber den Hausarzt trotz langer Wartezeiten beim Hausarzt einem Telefonat mit 1450-Experten vorziehen", sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer. 

In Zahlen ausgedrückt: 66 % würden trotz Ausbau der Hotline ihren Hausarzt vorziehen, 30 % zum Handy oder Hörer greifen und 1450 wählen.

Besonders präferiert wird der persönliche Kontakt mit dem Hausarzt von Menschen, die bereits in Pension sind (69 %) und Frauen (69%). Am ehesten angenommen wird das Hotline-Angebot von Frauen und Männer unter 30 Jahren (39 %).  

Bachmayer: "Die Hauptmotive dafür dürften Vertrauen und ein direktes persönliches Gegenüber sein."

Der immer wieder diskutierten Einführung einer Ambulanzgebühr, um Spitäler zu entlasten, können entgegen früherer Befragungen mehr Menschen etwas abgewinnen. 

  • 57 % sind für das Einführen von Ambulanzgebühren außer bei Notfällen
  • 37 % sind gegen jede Ambulanzgebühr
KURIER-Grafik

"Es ist bemerkenswert, dass sich die Mehrheit der Menschen für eine Einführung ausspricht", so Bachmayer angesichts der Umfragedaten. Vor allem deklarierte ÖVP-Wähler sind für eine solche Gebühr (82 %), gefolgt von Neos-Sympathisanten (65 %). Grün- und FPÖ-Wähler können zu je 60 % einem entgeltlichen Ambulanzbesuch etwas abgewinnen - SPÖ-Wähler tun dies am wenigsten (36 %). 

Kommentare