Aufregung um Wiener Gastpatienten: Doppelte Wartezeit, eigene Liste

Sie sind einer der Dauerbrenner in der Wiener Gesundheitspolitik – die Gastpatienten aus anderen Bundesländern, insbesondere aus Niederösterreich und dem Burgenland. Obwohl ihre Zahl in Wiener Kliniken seit Jahren konstant ist, will SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker „noch rigoroser werden“.
Konkret sollen bei planbaren Operationen eigene Wartelisten für Nicht-Wiener gelten – mit einer doppelt so langen Wartezeit. „Wir beginnen schon damit, es zu tun“, so Hacker, der von 19 Prozent Gastpatienten-Anteil im Interview mit der Presse.
Prompt erntete er Kritik von der Opposition: Wiens FPÖ-Obmann Dominik Nepp ortet einen „unfassbaren Skandal“, da damit Beitragszahler aus Österreich gegenüber Wiener Migranten benachteiligt würden. ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec verlangt von Hacker, endlich brauchbare Lösungen zu liefern.
Dass man bereits begonnen habe, Wiener und Gastpatienten extra zu reihen, davon gab es zumindest auf der Homepage des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) keinerlei Anzeichen: "Die Dringlichkeit bestimmt die Wartezeit", heißt es da einzig. Spitzenreiter bei den OP-Zeiten ist aktuell Penzing (Otto-Wagner-Spital) mit 27 Wochen auf einen Kniegelenksersatz.
Kritik von Wiener Patientenanwalt
Vor Kurzem hat es zu der Thematik bereits scharfe Kritik von Wiens Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek gegeben, da die Anzahl der Beschwerden von Gastpatienten seit Ende 2024 anhaltend hoch sei. „Es braucht für die Ostregion Österreichs eine einheitliche Planung der Versorgung und Finanzierung. Der derzeit praktizierte starre Föderalismus sorgt für größtes Unverständnis bei den Betroffenen, die ja teilweise sogar für die Stadt Wien arbeiten und Steuern zahlen, oft weit über ein Jahr auf eine Operation warten, aber wegen ihres Wohnsitzes nicht mehr vom Wiener Gesundheitssystem profitieren können.“
Hacker lieferte in dem Konflikt vor einigen Monaten auch eine konkrete Zahl: Patienten aus Niederösterreich hätten bereits im Jahr 2022 für Wien Mehrkosten in Höhe von rund 420 Millionen Euro verursacht, rechnete er vor. Überprüfbar ist diese Zahl kaum, außerdem fehlen in der Rechnung die enormen Investitionen des Bundes in den Standort Wien. So wird etwa gerade das Wiener AKH (mit der Medizinischen Universität Wien) um Milliardenbeträge aus- und umgebaut.
Kommentare