Treichl: "Europas Erfolgsstory" fortschreiben

Treichl: "Europas Erfolgsstory" fortschreiben
Andreas Treichl, langjähriger früherer CEO der Erste Group und neuer Präsident des Europäischen Forum Alpbach, über die Corona-Krise und den drohenden Bedeutungsverlust Europas.

Ein Vierteljahrhundert lang stand er an der Spitze der Erste Bank (vormals Erste österreichische Spar-Casse, ab 2008 Erste Group), seit 2020 ist Andreas Treichl (* 1952) als Nachfolger Franz Fischlers Präsident des Europäischen Forums Alpbach.

KURIER: Herr Treichl, ich möchte gleich mit Ihrer neuen Funktion beginnen. Das Europäische Forum Alpbach ist nach dem Krieg gegründet worden, um gewissermaßen Europa auch geistig neu zu denken, neu aufzubauen. Worin sehen Sie heute die Aufgabe von Alpbach?

Andreas Treichl: Diese Institution ist sicherlich heute genauso notwendig, wie damals. Sie hat schwierige Zeiten durchgemacht, auch als Institution. Ich finde es gerade zum jetzigen Zeitpunkt extrem spannend, die Präsidentschaft des Europäischen Forums zu übernehmen: weil wir jetzt, Anfang der 2020er Jahre, in einer Situation sind, in der wir im Begriff sind, vieles von dem, was Europa etwa bis zur Jahrtausendwende ausgemacht hat, zu verlieren. Es hat eine Zeit gegeben, da hat sich Europa schneller entwickelt, als sich das die Gründungsväter von Alpbach vorstellen konnten. Man könnte sagen, eine Zeit lang ist die Entwicklung den Ideen und Plänen von Alpbach fast davongelaufen. Jetzt ist es, umgekehrt, glaube ich, wieder sehr, sehr notwendig, dass aus Alpbach Impulse für Europa kommen.

Was wollen Sie denn grundsätzlich anders machen als Ihre Vorgänger Franz Fischler und Erhard Busek? Muss man Alpbach neu aufstellen?

Nein, man muss hier gar nichts neu aufstellen. Busek und Fischler haben große Stärken gehabt; sie waren zu sehr unterschiedlichen Zeiten und auch sehr lange Präsidenten von Alpbach und haben große Verdienste um das Europäische Forum. Jetzt geht es darum, dass wir es schaffen, in Alpbach konkrete Themen aufzugreifen und so weit zu entwickeln, dass wir die Politik dazu bringen können, dass sie diese Dinge auch tatsächlich umsetzt. Darauf möchte ich mich jetzt konzentrieren.

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