Strache analysiert Kurz: "Er wirkt manchmal fast leblos"
Nicht nur der Boulevard-TV-Sender oe24.tv greift mittlerweile auf seine Expertise zurück: Für das rechtskonservative Schweizer Wochenmagazin Die Weltwoche hat sich Ex-Vizekanzler und -FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache nun sogar als Psychoanalytiker betätigt. Zielobjekt von Straches "Psychogramm": Bundeskanzler Sebastian Kurz, mit dem er eineinhalb Jahre in der türkis-blauen Koalition zusammenarbeiten durfte. Die Koalition zerbrach im Mai 2019 infolge des Ibiza-Skandals.
Strache, dessen politisches Comeback vorerst gescheitert ist, schildert Kurz als Perfektionisten, an dem vor allem eine Facette beängstigend wie faszinierend sei: "Es darf bei ihm keine menschlichen Schwächen geben." Kurz wirke manchmal "fast leblos", analysiert der Obmann des bei der Wien Wahl 2020 äußerst erfolglosen Team HC Strache: "Als ob er keine eigene Meinung hätte, sondern lediglich ein ihm vorgegebenes Programm nach Plan umsetzte."
Nein, neben Kurz dürfe niemand glänzen: "Alles, was er tut, dient seinem Ego, der hochglanzpolierten Oberfläche des strahlenden Kanzlers", schreibt Strache. Diesem Anspruch sei alles untergeordnet.
Zerbrach die Koalition gar nicht wegen Ibiza?
Kurz habe sich mit einem eingeschworenen Team umgeben, allen voran Finanzminister Gernot Blümel. Doch auch außerhalb Österreichs habe der Kanzler ein Netzwerk, weiß Strache die Weltwoche-Leser zu überraschen. Kurz verfüge gar über "exzellente Kontakt" in die USA, "von Henry Kissinger bis hin zu wichtigen Persönlichkeiten im Silicon Valley".
Internationale Kontakte - über solche Dinge verfügt Strache wohl eher in Richtung Kreml. Auch, wenn manche von ihnen nur Imitatoren waren. Jedenfalls sei die Koalition an Fragen der internationalen Zusammenarbeit zerbrochen, behauptet Strache - und meint nicht seine Zusammenkunft mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte auf Ibiza.
Vielmehr sei der UNO-Migrationspakt eine "deutliche Zäsur" gewesen. Er habe den Pakt strikt abgelehnt, was Kurz irritiert habe, so Strache. Sein Fazit: "Im Rückblick habe ich den Eindruck, dass ab diesem Zeitpunkt unsere Koalition nur mehr auf geborgte Zeit lebte."
Kommentare