"Stimmung dreht sich": 60 Prozent für mehr staatliche Eingriffe

Während die Inflation im Euroraum im Juni auf 5,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken ist, ist die Teuerung in Österreich mit 8,0 Prozent im Juni in Relation zu anderen EU-Staaten auf konstant hohem Niveau. Zu hohem Niveau. Über die Gründe wird vielfach diskutiert.
Ein Kritikpunkt lautet, die Regierung habe zu viele staatliche Hilfen gewährt. Dem pflichten die 902 von OGM für den KURIER Befragten allerdings nicht bei. „Nur“ 14 Prozent sind der Meinung, die türkis-grüne Koalition habe zu viele Förderungen genehmigt, für 11 Prozent waren das „Koste es, was es wolle“-Budget und seine Ausläufer zu wenig. Für das Gros der Befragten (63 Prozent) wurden die „falschen Zuschüsse und Hilfen“ gewährt.
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Uneins sind sich die Befragten darüber, ob eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel – wie allen voran von SPÖ und FPÖ gefordert – die Inflation dämpfen würde.
Steuerliche Eingriffe
47 Prozent befürworten eine Senkung der Mehrwertsteuer, 44 Prozent sind dagegen. Geht es nach Parteien, so spricht sich einzig bei den deklarierten ÖVP-Wählern eine Mehrheit (63 Prozent) gegen eine Mehrwertsteuersenkung aus. Für einen solchen steuerlichen Eingriff plädieren vor allem FPÖ- (54 Prozent), Neos- (53 Prozent) und SPÖ-Wähler (52 Prozent). Bei den deklarierten Grün-Wählern sind 41 Prozent für eine Mehrwertsteuer-Senkung.

Ganz anders fällt das Votum betreffend staatlicher Markteingriffe aus. Eine überwiegende Mehrheit von 60 Prozent ist dafür, dass der Staat mehr in den Markt eingreifen soll. Im Verhältnis dazu „nur“ ein Viertel ist für weniger staatlichen Einfluss. „Das Stimmungsbild zu ‚mehr Staat oder privat‘ hat sich mittlerweile völlig gedreht“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer angesichts der Zahlen. „Nur die Neos-Wählerschaft ist mehrheitlich gegen Markteingriffe der Regierung.“
32-Stunden-Woche?
Die von der derzeit größten Oppositionspartei – der SPÖ – geforderte Einführung einer generellen 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich stößt bei den Befragten auf geteilte Meinung.
25 Prozent können dem von SPÖ-Chef Andreas Babler und ÖGB-Chef Wolfgang Katzian forcierten Modell etwas abgewinnen.
15 Prozent sprechen sich für eine nach Branchen abgestufte 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich aus, 9 Prozent für eine Wochenarbeitszeit von 32 Stunden bei verringertem Lohn. 42 Prozent sind – wie jüngst auch WKÖ-Präsident Harald Mahrer in einem KURIER-Interview kundtat – entschieden gegen eine generell geringere Wochenarbeitszeit.
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Alt vs. Jung bei Arbeit
Das differenzierte Bild spiegelt sich auch in der Parteienpräferenz der Befragten wider. 65 Prozent der deklarierten ÖVP-Wähler, 59 Prozent der FPÖ-Wähler und 44 Prozent der Neos-Wähler sind klar gegen die Einführung einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, wohingegen 48 Prozent der Grün- und 38 Prozent der SPÖ-Wählerschaft sich dezidiert für diese aussprechen.
Interessant seien bei dieser Fragestellung insbesondere, so Bachmayer, die Unterschiede in den Altersgruppen. „Die unter 30-Jährigen sind mit 50 Prozent deutlich für eine 32-Stunden-Woche, die über 50-Jährigen mit 56 Prozent ebenso deutlich dagegen.“ Bei den unter 50-Jährigen halten sich Befürworter (34 Prozent) und Gegner (31 Prozent) gleichsam die Waage.
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