Missbrauchsvorwürfe: Was wusste Ex-Opferschutzbeauftragte Klasnic?

++ ARCHIVBILD ++ WALTRAUD KLASNIC: ERSTE "FRAU LANDESHAUPTMANN" ÖSTERREICHS WIRD 80
Dem ehemaligen Präsident von SOS-Kinderdorf Österreich, Helmut Kutin, wird Mitwisserschaft in der Causa um einen Großspender vorgeworfen.

Am Mittwoch wurden weitere Vorwürfe und Details zum Missbrauchsverdacht um einen inzwischen verstorbenen österreichischen Großspender von SOS-Kinderdorf bekannt, der 2021 zur Anzeige gebracht worden war. Der Falter wirft dem 2024 verstorbenen, langjährigen ehemaligen Präsidenten von SOS-Kinderdorf Österreich, Helmut Kutin, aber auch dem Anfang Oktober dienstfrei gestellten Geschäftsführer Christian Moser Mitwisserschaft in dieser Causa vor.

Aus einem E-Mail aus dem Jahr 2017 gehe hervor, dass Kutin dem Großspender drei Nächte in einem SOS-Trainingslager in Nepal zugesagt habe, in dem sich Kinderdorf-Kinder aufgehalten hätten. Kutin sei zu diesem Zeitpunkt bereits nachweislich über die sexuellen Neigungen des Mannes unterrichtet gewesen, hieß es weiter unter Berufung auf interne Dokumente. Zudem habe zu diesem Zeitpunkt wegen sexueller Übergriffe bereits seit zwei Jahren ein Besuchsverbot im SOS-Kinderdorf Nepal gegolten.

2021 wurde der Großspender bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt. Die Vorwürfe wurden 2022 öffentlich, eine Kommission um die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic arbeitete dazu an einem Bericht, den sie 2023 vorstellte. Resultat: Laut dem Bericht gab es Missbrauch und Führungspersonen hätten seit 2015 davon gewusst. Auch Kutin und Moser?

Klasnic: "Wollte es von ihm persönlich hören"

Klasnic verneint im Ö1 Morgenjournal. Kutin habe sie persönlich gefragt und dieser hätte versichert, er wisse von nichts. "Ich habe mich ausschließlich auf sein Wort verlassen müssen, aber ich wollte es von ihm persönlich hören." Was sagt Klasnic zu dem E-Mail von 2017, aus dem hervorgehe, dass Kutin dem Großspender drei Nächte in einem SOS-Trainingslager in Nepal zugesagt habe? "Über so ein E-Mail haben wir gar nicht gesprochen. Ich glaube, das war mir auch in der Form nicht bekannt."

Hat die Kommission auch Moser befragt? Klasnic verneint und fügt hinzu: "Der Herr Moser hat mir nie gesagt, dass er von etwas weiß." Moser sei aber bei der Befragung von Kutin dabei gewesen. Es habe auch keine Hinweise für eine Mitwisserschaft gegeben und im Bericht habe man "sehr gründlich gearbeitet".

Die Zuständigkeit für die Großspenden hätte "ein dritter Herr" gehabt, der auch gekündigt worden sei, so Klasnic. Ob dieser nur ein Bauernopfer gewesen sei, könne sie nicht sagen, sie habe den Mann nie gesprochen.

Kommentare