SOS-Kinderdorf: Neue Vorwürfe in Causa um Großspender
Neue Details und Vorwürfe zum im Jahr 2021 zur Anzeige gebrachten Missbrauchsverdacht um einen inzwischen verstorbenen österreichischen Großspender von SOS-Kinderdorf: Der Falter wirft in seiner aktuellen Ausgabe dem 2024 verstorbenen, langjährigen ehemaligen Präsidenten von SOS-Kinderdorf Österreich, Helmut Kutin, wie auch dem Anfang Oktober dienstfrei gestellten Geschäftsführer Christian Moser Mitwisserschaft in dieser Causa vor.
Der Falter beruft sich in seinem Artikel etwa auf ein der Redaktion zugespieltes E-Mail aus dem Jahr 2017, aus dem hervorgehe, dass Kutin dem Großspender drei Nächte in einem SOS-Trainingslager in Nepal zugesagt habe, in dem sich Kinderdorf-Kinder aufgehalten hätten. Kutin sei zu diesem Zeitpunkt bereits nachweislich über die sexuellen Neigungen des Mannes unterrichtet gewesen, hieß es weiter unter Berufung auf interne Dokumente. Zudem habe zu diesem Zeitpunkt wegen sexueller Übergriffe bereits seit zwei Jahren ein Besuchsverbot im SOS-Kinderdorf Nepal gegolten.
Kenntnisse "seit spätestens 2015"
"Die Chefs in Österreich hatten laut einem internen Bericht 'seit spätestens 2015' Kenntnisse über Missbrauchsanschuldigungen", schreibt der Falter weiter. Eine Bestätigung für eine etwaige Mitwisserschaft erfragte die Wochenzeitschrift beim SOS-Kinderdorf, das in einer Stellungnahme mit dem Hinweis "Wir nennen im laufenden Aufarbeitungsprozess keine Einzelpersonen" reagierte.
Der Fall um den Großspender wurde Ende 2022 publik. Damals wurde bekannt, dass der damals bereits verstorbene Mann unter Verdacht stand, bei seinen Besuchen in Nepal die unter Betreuung stehenden Kinder sexuell missbraucht zu haben. Laut den damaligen Angaben von SOS-Kinderdorf Österreich reiste dieser in den Jahren 2010 bis 2014 dort hin, weil er den Aufbau eines Dorfes mitfinanzierte - und zwar im hohen sechsstelligen Eurobereich. 2021 wurde er bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt. Acht Minderjährige seien betroffen, die Buben sind mittlerweile junge Erwachsene, lauteten die Angaben der damaligen Geschäftsführerin, Elisabeth Hauser.
Im März 2023 lieferte dann die Independent Childprotection Commission (ICC) unter Leitung von Waltraud Klasnic einen Abschlussbericht zu den erhobenen Vorwürfen ab. "Wir müssen eingestehen, dass das Wohlergehen und der Schutz der Kinder nicht immer an erster Stelle gestanden sind. Die Interessen des Spenders und sein Wohlwollen gingen zum Teil auf Kosten der Kinder", sagte Hauser damals bei der Präsentation.
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