SOS-Kinderdorf: Ehrenring-Aberkennung auch für Kutin geprüft
Zusammenfassung
- Das Land Tirol prüft die Aberkennung von Auszeichnungen für SOS-Kinderdorf-Gründer Gmeiner, Nachfolger Kutin und Ex-Geschäftsführer Moser wegen Missbrauchsvorwürfen.
- Kutin und Moser wird vorgeworfen, trotz Kenntnis von Vorwürfen einem Großspender Zugang zu SOS-Kinderdorf-Einrichtungen ermöglicht zu haben.
- Die Landesauszeichnungen werden aufgrund der Vorwürfe neu bewertet, wobei eine Aberkennung bei strafrechtlicher Verurteilung gesetzlich vorgesehen ist.
Nach der Einleitung einer Aberkennungsprüfung hinsichtlich der vom Land Tirol verliehenen Auszeichnungen für SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner wegen Missbrauchsvorwürfen sind solche auch gegen Gmeiners Nachfolger Helmut Kutin sowie den dienstfrei gestellten Geschäftsführer Christian Moser eingeleitet worden. Das berichtete die Tiroler Tageszeitung (Online-Ausgabe) am Donnerstag. Dabei geht es um Missbrauchsvorwürfe um einen Großspender der Organisation.
Dem inzwischen verstorbenen österreichischen Großspender soll seitens Kutin 2017 ein Aufenthalt in einem Trainingslager von SOS-Kinderdorf zugesagt worden sein, obwohl der mittlerweile ebenfalls verstorbene SOS Kinderdorf-Präsident zu diesem Zeitpunkt bereits von den sexuellen Neigungen des Mannes unterrichtet gewesen sei, hatte der Falter berichtet. Zudem habe zu diesem Zeitpunkt wegen sexueller Übergriffe bereits seit zwei Jahren ein Besuchsverbot im SOS-Kinderdorf Nepal gegolten. Auch dem Anfang Oktober dienstfrei gestellten Geschäftsführer Christian Moser wird Mitwisserschaft in dieser Causa vorgeworfen.
Auszeichnungen sollen neu bewertet werden
Im Tiroler Landes-Auszeichnungsgesetz sei festgelegt, dass eine Auszeichnung bei rechtskräftiger Verurteilung wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung ex lege als widerrufen gelte oder posthum aberkannt werde, sofern Tatsachen im Nachhinein bekannt werden, die einer Verleihung entgegengestanden wären, hatte es seitens des Landes gegenüber der APA vergangene Woche anlässlich des Falles Gmeiner geheißen: "Die im Raum stehenden Vorwürfe sind zweifelsohne mit einer Ehrwürdigung durch das Land Tirol nicht vereinbar". Die Vorwürfe würden eine Neubewertung der Auszeichnungen "dringend notwendig" machen. Für eine Rückgängigmachung der Auszeichnungen seien die jeweiligen Gremien zu berücksichtigen, wurde betont.
SOS-Kinderdorf-Gründer Gmeiner waren 1980 und Nachfolger Kutin 2011 mit dem "Ring des Landes Tirol" ausgezeichnet worden - der höchsten zu vergebenden Auszeichnung Tirols, für die ein Beschluss des Landtages notwendig ist. Bereits 1959 hatte Gmeiner zudem das Ehrenzeichen des Landes erhalten. Moser wiederum wurde 2021 das Verdienstkreuz verliehen.
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