Schönborn spricht Mut zu: "Das Leben ist stärker als der Tod"

Kardinal Christoph Schönborn
Der Kardinal glaubt, dass die Krise"die Erde verändern" und Fragen nach dem Lebensstil aufwerfen werde

Kardinal Christoph Schönborn gab in der ORF-Pressestunde ein Interview.  Es fand im erzbischöflichen Palais statt, nicht im TV-Studio. Schönborn schätzt sich aufgrund seines Alters selbst als Risikopatient ein, er gehe nicht aus dem Haus. Das Interview gab er trotzdem, weil: "Mut zuzusprechen meine Aufgabe ist. Und Mut brauchen wir jetzt alle."

Zeit füreinander

Wie man mit Einsamkeit und wenigen Sozialkontakten umgehen soll? Schönborn: "Man soll nicht nur auf die Belastungen schauen, sondern auch auf die Chancen. So viel sind Familien höchstens in den Ferien zusammen. Vater, Mutter sind nicht bei der Arbeit, die Kinder nicht in der Schule. Ich kann mir vorstellen, dass es belastend ist, es ist aber auch eine Chance, füreinander Zeit zu haben." Wichtig sei, die drei Worte "Bitte. Danke. Verzeih`" zu gebrauchen.

Die Frage nach der Einsamkeit alter Menschen, die nun von der jüngeren Generation getrennt seien, beantwortete Schönborn mit dem Beispiel einer Flüchtlingsfrau: "Ein hochbetragter Flüchtling aus Ruanda, schon lange  in Österreich,  ist schon lange sehr einsam, ihre Kinder sind in aller Welt verstreut. Aber sie hat das Handy. Sie ist mit ihren Kindern über Whatsapp täglich in Verbindung, in Kanada, in Südafrika. Das hat es früher nicht gegeben."

Schönborn dankte in dem Interview für die Hilfsbereitschaft, die sich in der Krise zeige. Er dankte der Regierung, sie sei auf einem "guten und verantwortungsvollen Weg", der Opposition, den Sozialpartnern. "Das gibt mir Hoffnung für unser Land."

Hochzeiten verschieben

Auch das kirchliche Leben sei auf Minimalbetrieb herunter gefahren, erzählte Schönborn: "Die Bischofskonferenz hat Regeln erlassen, die die Umsetzung dessen bedeuten, was die Bundesregierung zu notwendigen Maßnahmen erklärt hat. Unsere Bitte lautet, alle Hochzeiten verschieben auf später. Kindertaufen, Erwachsenentaufen können verschoben werden, Begräbnisse werden im  kleinsten Kreis am offenen Grab gehalten. Später gibt es die Möglichkeit eine Seelenmesse, ein Totenmahl, eine Gedenkfeier zu feiern, aber das muss verschoben werden."

"Strafe Gottes?"

Interessant war die Antwort auf die Frage, ob es zulässig sei, von einer Strafe Gottes zu reden. Schönborn: "Das hat es in früheren Jahrhunderten gegeben, bei der Pest hat man gerne gesagt, das ist die Geißel Gottes. Ich würde die Gottesfrage draußen lassen und die Frage stellen: Ist unser Lebensstil angepasst für die Welt? Ist es notwendig, zum Shoppen übers Wochenende nach London zu fliegen? Dass Kreuzfahrtschiffe mit 4000 Leuten die Meere verschmutzen?  Weihnachten auf den Malediven zu verbingen? Will uns Gott etwas sagen?" Diese Krise werde die Erde verändern und Fragen nach dem Lebensstil aufwerfen.

"Gerührt" zeigte sich Schönborn über die Hilfsaktion Chinas für Österreich. "Der Kanzler hatte gesagt, wir müssen China helfen. Die Regierung hat organisiert, dass 100.000 Schutzmasken nach China geliefert wurden. Jetzt revanchiert sich China und hilft Österreich."

Abschottung wäre Katastrophe

Die Globalisierung sei zwar zu korrigieren, sodass "Konzerne nicht  wirtschaftlich abgrasen  ohne Steuerleistungen" zu erbringen. Aber Abschottung wäre eine Katastrophe. "Internationale Solidariät ist ein Gebot des Selbstschutzes. Länder, die nur an sich denken, werden allein gelassen in der Not."

Wie wird heuer Ostern gefeiert?

Schönborn: "Ostern wird kommen. Es kommt der Frühling, es kommt die Auferstehung. Jesus ist gestorben und auferstanden, das Leben ist stärker als der Tod, das Gute stärker als das Böse. Das ist die Osterbotschaft. Auch wenn wir Ostern heuer nicht wie gewohnt feiern - Ostern wird stattfinden."

 

 

 

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