Rotes Kreuz reagiert auf Sobotka-Kritik: "Setzen uns auf höchster Ebene ein"

Aid enters Gaza Strip after Israel announces daily pause of hostilities
Ex-Nationalratspräsident hält Rolle des RK in Israel für "unerträglich". Die Hilfsorganisation spricht von "falschen Behauptungen".

Seit dem 7. Oktober 2023 dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, bei dem mehr als 1.000 Menschen starben, hunderte Menschen als Geiseln genommen wurden herrscht Krieg. 

Tausende zivile Opfer sind zu beklagen, Hunderttausende leiden in Gaza Hunger und rund 50 Israelis werden nach wie vor von der Terrororganisation Hamas als Geisel  gehalten. Wie viele davon noch am Leben sind, das ist unklar. 

Die Kritik an Israel wird lauter, die Stimmen, einen Palästinenser-Staat anzuerkennen mehren sich. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch Großbritanniens Premier Keir Starmer erwägen öffentlich die Anerkennung.

Dezidiert dagegen spricht sich Ex-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im KURIER-Gespräch aus. "Ich frage mich: Welchen Palästinenser-Staat will man jetzt anerkennen? Mit welchen Grenzen? In welcher Autorität? Geht es um die Anerkennung von Mahmoud Abbas, der seit über 26 Jahren keine Wahlen durchgeführt hat?", kritisiert Sobotka nicht nur die EU und deren Spitzenrepräsentanten, sondern auch Hilfsorganisationen vor Ort. 

Sowohl mit der UNO als auch mit dem Roten Kreuz geht Sobotka, der sich während seiner Amtszeit besonders dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat, hart ins Gericht. 

"Ich halte die Situation und Rolle des Roten Kreuzes für unerträglich. Man hat die Geiseln zwei Jahre lang nicht besucht, man hat das Rote Kreuz in seiner Verantwortung, den Geiseln zu helfen, nie herausgefordert. Die UNO kann ich in diesem Fall gar nicht ernst nehmen, obwohl ich sie sonst als wesentliche Organisation ansehe."

BRITAIN-FRANCE-DIPLOMACY

Keir Starmer und Emmanuel Macron

RK-Präsident bedauert "Falschbehauptungen"

Das Rote Kreuz spricht auch ob Sobotkas Äußerungen von "falschen Behauptungen". Präsident Gerald Schöpfer "bedauert, feststellen zu müssen, dass es in den vergangenen Tagen zu falschen Behauptungen über die Rolle des Roten Kreuzes in Gaza gekommen ist. Das Rote Kreuz ist ein neutraler Vermittler und setzt um, was zwischen den Konfliktparteien vereinbart wurde".

Exakt so handle die Hilfsorganisation seit ihrer Gründung 1863 gegenwärtig in mehr als 120 bewaffneten Konflikten. 

Rotes Kreuz reagiert auf Sobotka-Kritik: "Setzen uns auf höchster Ebene ein"

Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer

"Rotes Kreuz kann lediglich unterstützen"

"Einigen sich die Konfliktparteien, kann das Rote Kreuz tätig werden – es besucht Geiseln und Gefangene und begleitet ihre Übergaben und Freilassungen. Dafür ist aber die Zustimmung beider Konfliktparteien nötig. Bisher hat das Rote Kreuz die Freilassung von 149 Geiseln in Gaza unterstützt", so Schöpfer weiter. 

Es sei Aufgabe der Konfliktparteien, die Zivilbevölkerung zu schützen, nicht am Konflikt Beteiligte zu versorgen. "Das Rote Kreuz kann bei diesen Aufgaben in seiner Rolle gemäß Artikel drei der Genfer Abkommen lediglich unterstützen."

Zudem, betont Schöpfer via Aussendung, habe die Hilfsorganisation sich von Anbeginn an für die Freilassung der Geiseln eingesetzt und einen ungehinderten Zugang zu den Geiseln, das Ende der Kampfhandlungen und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts gefordert. 

"Als Rotes Kreuz stehen wir für unsere Grundwerte, insbesondere Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit. Um unserer Aufgabe in Situationen wie in Gaza nachkommen zu können, muss die Sicherheit unserer Mitarbeiter:innen und die Achtung des Schutzzeichens gewährleistet sein. Leider ist das oft nicht der Fall.“ 

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