Rendi-Wagner: "Mehr Mut für einfache Antworten"

Rendi-Wagner: "Mehr Mut für einfache Antworten"
Die Kern-Nachfolgerin startet: Ex-Ministerin wird SPÖ-Klubchefin und appelliert an Geschlossenheit in Partei.

Erst vor einer Woche hat der glücklose Christian Kern seinen überraschenden Abgang nach Brüssel und den Rückzug von der SPÖ-Parteispitze verkündet. Seine Nachfolgerin, Ex-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner, muss sieben turbulente Tage später einen Start hinbekommen, der im Idealfall vor allem eines signalisiert, nämlich: frischen und nachhaltigen Zusammenhalt in der Partei.

Die Zutaten dafür sind: Erste inhaltliche Ansagen, die Rendi-Wagner Dienstagabend nach dem SPÖ-Vorstand tätigte. So fordert sie „mehr Mut für einfache und verständliche Antworten“, und will bei den nächsten Wahlen „entschlossen und geschlossen“ auftreten.

Aber auch die mindestens ebenso wichtige Frage, mit welchem Team die neue Frontfrau die Parteiarbeit in Zukunft erledigen will. Team-Bildung und Personal sei die „erste Nagelprobe“ für Rendi-Wagner, meint etwa der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl.

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Zwei Top-Jobs

Konkret geht es für Rendi-Wagner damit um zwei Schlüsselpositionen, die die 47-Jährige nun mit sich selbst und einem Vertrauensmann besetzt: die Bundesgeschäftsführung, also die operative Führung der Partei, sowie die Klubführung, sprich: den oder die Chefin des SPÖ-Parlamentsklubs.

Den Klub übernimmt Rendi-Wagner selbst – immerhin passiert hier die zentrale Oppositionsarbeit. Sie will sich „operativ stark“ einbringen.

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Das „Problem“ dabei: Christian Kern war zwar formal Klubchef. Die bezahlte und operative Funktion des geschäftsführenden Klubobmannes hatte bisher aber Andreas Schieder inne, der Seite an Seite und über weite Strecken gleichberechtigt mit Kern die Oppositionsarbeit erledigte. Schieder verzichtet nun auf diese gut bezahlte Funktion (15.108 Euro Bruttoverdienst), um Rendi-Wagner Platz zu machen.

Das kommt zwar einer Degradierung Schieders gleich, gilt aber auch als Machtbeweis für die neue Chefin. Schieder ist demnach in Zukunft nur noch Vize-Chef im roten Klub.

Nicht wenige Mitglieder der Wiener SPÖ waren am Dienstag noch offen gegen die De-facto-Ablöse von Schieder. Das Murren ist nicht zu überhören: So machte etwa der Simmeringer SPÖ-Chef Harald Troch vor der Klubsitzung klar, dass er gar nichts davon halte, Schieder abzulösen.

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Die Bundesgeschäftsführung der Partei übernimmt jetzt der frühere Minister und enge Rendi-Wagner-Vertraute Thomas Drozda. Abgelöst wird damit der Steirer Max Lercher, den Kern nach Wien geholt hat.

Regional gesehen ergibt sich damit eine nicht unspannende Konstellation. Denn mit Rendi-Wagner, Drozda als Geschäftsführer und Schieder als ihrem Stellvertreter im Klub ist die SPÖ-Führung rein in Wiener Hand.

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Freie Hand für Rendi

„Jeder Chef muss sich sein Team selbst aussuchen können“, hieß es dazu in der mächtigen Wiener SPÖ. Aber auch die frühere Bildungsministerin Sonja Hammerschmid oder Ex-Infrastrukturminister Jörg Leichtfried betonten, dass es jedem Chef obliege, sich sein Personal selbst auszusuchen.

Nach der SPÖ-Klubsitzung, an der Rendi-Wagner nicht teilnahm, tagte ab 16 Uhr der SPÖ-Parteivorstand mit rund 70 Mitgliedern. Nach der Designierung Rendi-Wagners am Samstag durch das Parteipräsidium kürte sie auch der größere Vorstand zur neuen Chefin. Endgültig gewählt wird Pamela Rendi-Wagner aber erst Ende November auf dem SPÖ-Parteitag.

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