Rauch: "Nicht mit Kredit-, sondern mit eCard ärztliche Leistung bekommen"

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sprach in der ZiB2 am Dienstagabend über die anstehenden Schritte der Gesundheitsreform. Am Mittwoch soll die Novelle des Primärversorgungsgesetzes im Ministerrat beschlossen werden.
Rauch ist zuversichtlich, dass die Reform Wirkung zeigen werde: "Wir haben Problemlagen, das ist unbestritten. Wenn wir so weitermachen, fahren wir gegen die Wand, das haben alle erkannt. Alle sind bereit, die Reformschritte zu machen."
Konkret plant Rauch 100 zusätzliche Kassenärzte bis Jahresende – aktuell sind 300 Stellen unbesetzt – sowie eine bessere Primärversorgung. Das grundsätzliche Ziel: Die Zahl der Primärversorgungseinheiten (PVE) bis 2025 österreichweit von 40 auf 120 zu verdreifachen. Aktuell seien 30 in Planung, so Rauch.
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Gesundheitsminister Rauch zu Reformplänen
Die Novelle sieht auch vor, bürokratische Hürden zu erleichtern und der Ärztekammer das Veto-Recht zu entziehen. Die Zustimmung der Ärztekammer, die tendenziell auf der Bremse beim Ausbau der Einheiten stand, soll künftig nicht mehr notwendig sein.
"Zuerst digital, dann ambulant, dann stationär"
Rauch will weiters verstärkt auf Digitalisierung setzen: "Die erste Reaktion darf nicht mehr sein, in die Spitalambulanz zu gehen." Der Minister denkt an eine Smartphone-App, die erste Abklärungsmaßnahmen erkläre, sowie an den Ausbau der Wiener Gesundheitsberatung 1450 zu einer Hotline, um Vorkehrungen abzuwickeln. "Alles was digital geht, digital abwickeln. Dann ambulant, dann stationär."
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Rauch betont aber auch, dass es eine Attraktivierung im niedergelassenen Bereich brauche. Klar sei auch, das koste: "Diese notwenigen Reformen sind nicht ohne zusätzliche Mittel zu schaffen." Das sei gerade "in Ausarbeitung", so Rauch.
Zum umstrittenen Wahlarztsystem sagt Rauch: "Es muss für Patientinnen und Patienten möglich sein, mit der eCard, nicht mit der Kreditkarte, eine ärztliche Leistung in Anspruch nehmen zu können." Rauch möchte dafür auch Ärztinnen und Ärzten "entgegenkommen", die unterschiedlichen "Berufsrealitäten abbilden", in Form von Gemeinschaftspraxen, Primärversorgungseinheiten und flexiblen Arbeitszeiten.
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Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland
Auf die Frage, wie er mit dem Ärztemangel, der sich in Zukunft verschärfen wird – in den kommenden zwölf Jahren gehen 37 Prozent der Ärzte in Österreich in Pension – umgehen will, antwortet Rauch, man müsse auch die Zugangskriterien zur medizinischen Ausbildung überarbeiten. Man sei im Gespräch mit dem Bildungsministerium. Gleichzeitig brauche es auch mehr Ärzte und Pflegepersonal "aus dem Ausland".
"Bis 2030 brauchen wir 80.000 zusätzliche Pflegekräfte", so Rauch. Die seien im Inland nicht zu finden.
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