Warum Pflichtschullehrer vor dem Fasten im Ramadan warnen

Pflichtschüler, die sich schlecht bis gar nicht konzentrieren können – oder denen im Turnunterricht schwarz vor Augen wird: Thomas Krebs kennt das nur zu gut, es kommt jedes Jahr zur selben Zeit – im Ramadan. „Die Kinder sind unterzuckert, die Konzentration lässt nach. So kann man nicht unterrichten!“, warnte der Pflichtschulgewerkschafter jüngst via Ö1.
Die Warnung wiederholt sich jedes Jahr mit dem Beginn des Ramadan. 2025 fiel er auf den 1. März – und damit begannen wieder die Auffälligkeiten in den Schulen. Denn mittlerweile wollen nicht nur Jugendliche, sondern immer mehr Pflichtschulkinder am Fastenmonat teilnehmen.
Das Problem: Die Regeln lassen sich mitunter nur schwer mit dem Schulalltag von Kindern vereinbaren – immerhin bedeutet Fasten im Ramadan, zwischen Sonnenauf- und Untergang weder zu essen noch zu trinken.
Die IGGIÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) hat deshalb schon vor Jahren einen Leitfaden herausgegeben, in dem wesentliche Regeln festgehalten sind.
Die wichtigste: Kinder sind eigentlich – wie Kranke, Schwangere oder Stillende – vom Fasten ausgenommen. Das „mukallaf-Sein“, wie die Reife für das Fasten heißt, wird aber weder von der IGGIÖ noch vom Koran an ein konkretes Alter geknüpft – es gehe um die „körperliche und geistige Reife“. Und die setzt bei Jugendlichen individuell ein.
Pflichtschulgewerkschafter Krebs hat vor allem jene Kinder im Blick, die körperlich und physisch dem Fasten nicht gewachsen sind, es aber trotzdem tun – oder vielleicht sogar tun müssen.
Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass nicht nur die religiösen Praktiken unter einzelnen Familien und Kulturkreisen sehr verschieden sind. Auch die Motive unterscheiden sich: Sie reichen vom Wunsch dazuzugehören und ältere Geschwister zu imitieren bis hin zu klassischen Druck-Situationen, in denen Mitschüler und Verwandte zum Fasten nötigen.
Das Bildungsministerium will die Frage vorerst nicht per Weisung gesamtösterreichisch reglementieren. Klar sei, so heißt es gegenüber dem KURIER, dass das Wohl und die Gesundheit der Kinder an erster Stelle stehe. Darauf weise ja auch die IGGIÖ hin. Das Ministerium unterstütze Schulen und Lehrer mit Materialien, um das Thema im Klassenzimmer entsprechend zu behandeln.
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