PV-Branche fordert mehr Tempo beim Netzausbau

In Nickelsdorf ist das derzeit wahrscheinlich größte Photovoltaik-Solarkraftwerk Österreichs
Wird Elektrizitätswirtschaftsgesetz nicht vor dem Sommer beschlossen, "verlieren wir drei bis vier Jahre im Photovoltaik-Ausbau".

Um beim Ausbau von Photovoltaik voranzukommen, braucht es vor allem rasch massive Investitionen in die Netze. Dieser Ansicht ist der Branchenverband PV Austria: "Wir sehen, wir kommen mit den Kapazitäten, die wir vorliegen haben, nicht weiter, die Branche steht an", sagte Geschäftsführerin Vera Immitzer am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Auch der Beschluss des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) noch vor dem Sommer sei unbedingt notwendig.

Der vergangene Woche von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) vorgestellte Netzinfrastrukturplan sieht vor, dass Photovoltaik hierzulande bis 2030 eine jährliche Produktionskapazität von 21 Terawattstunden (TWh) Strom erreicht. Bisher lag das Ziel für 2030 bei 13 TWh, aktuell werden 7 TWh erzeugt. "Dieses Ziel bedeutet, dass wir jährlich im Schnitt 2.000 Megawatt Peak, zwei Gigawatt Peak, an Leistung zubauen", sagte PV-Austria-Vorstandschef Herbert Paierl.

Im abgelaufenen Jahr 2023 erreichte der PV-Zubau mit einem Plus von rund drei Gigawatt Peak einen absoluten Rekordwert, 2022 lag der Zubau bei rund einem Gigawatt Peak. Der Ausbau steigt bereits seit acht Jahren kontinuierlich, wenn auch auf viel niedrigerem Niveau. Im vergangen Jahr hat die PV-Branche vor allem von den Auswirkungen der Energiekrise profitiert, für heuer seien die Aussichten aufgrund der konjunkturellen Abkühlung weniger rosig: Aktuell würden Projekte aus dem Vorjahr abgearbeitet, "neue Anfragen, das ist wie in der Bauwirtschaft, das ist ein Sturzflug", sagte Paierl.

"Das ist ein Sturzflug"

"Es gilt, im nächsten Jahr mindestens zwei Gigawatt Peak zuzubauen, aber wir sehen einige Hürden bis dorthin", sagte Immitzer und verwies vor allem auf den Ausbau des Stromnetzes und das ausständige Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG). Bereits jetzt könnten private kleinere Anlagen zum Teil nicht mehr einspeisen, weil die Netzkapazitäten fehlen oder nicht klar sei, wo es noch Kapazitäten gibt. Ein Problem sei, dass Netzbetreiber bisher nicht gesetzlich verpflichtet seien, Informationen zum Netz zur Verfügung zu stellen. Abhilfe soll hier das geplante ElWG schaffen. "Nur wenn ich weiß, wo ich einspeisen kann, kann ich auch dort eine Anlage planen", so die Geschäftsführerin.

Auch in anderen Bereichen schaffe das Gesetz Erleichterungen, klare Regelungen und Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder, "deshalb ist das ElWG für uns so wichtig", sagte Immitzer. Die Zeit für einen Beschluss drängt, denn im Herbst stehen Wahlen an. Aktuell werden die Stellungnahmen aus der Begutachtung eingearbeitet, danach ist noch eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat notwendig, neben den Stimmen der Regierungsparteien ÖVP und Grüne braucht es also auch jene der SPÖ oder der FPÖ. "Wir müssen das ElWG vor dem Sommer beschließen, sonst verlieren wir drei bis vier Jahre im Photovoltaik-Ausbau", sagte Immitzer. Sie befürchtet eine massive Zeitverzögerung, wenn das Gesetz nicht mehr vor den Wahlen verabschiedet wird.

Lob gab es vom Branchenverband für die Mehrwertsteuer-Befreiung für PV-Anlagen, die mit Jahresbeginn in Kraft getreten ist. Die Maßnahme sei für PV-Anbieter einfach umsetzen, für Kunden seien die Anlagen nun so günstig wie nie. Die Unternehmen hätten in den vergangenen Monaten Kapazitäten aufgebaut, die Lager seien voll. "Das heißt, es ist ein gewisser Verkäuferdruck da, Anlagen umzusetzen, entsprechend gehe ich davon aus, dass die Mehrwertsteuer-Befreiung weitergegeben wird", sagte Immitzer. Sie verwies auch auf eine geplante Webseite von Finanz- und Klimaministerium, auf der Preisvergleiche ermöglicht werden sollen.

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