Psychotherapeuten fordern stärkere Einbindung ins Schulsystem

Zusammenfassung
- Die Anzahl der Schulpsychologen soll von 190 auf 330 erhöht werden.
- Psychotherapeuten sollen in multiprofessionellen Teams an Schulen eingesetzt werden, um präventiv zu arbeiten und Schüler in Brennpunktschulen zu unterstützen.
- Das Bildungsministerium prüft, wie Psychotherapeuten die Schulpsychologie entlasten können.
Nach dem Amoklauf in Graz kündigte Bildungsminister Christoph Wiederkehr die Einstellung zusätzlicher Schulpsychologen an. Konkret soll die Zahl von 190 auf 330 Schulpsychologen aufgestockt werden. Im Verlauf des kommenden Schuljahres sollen 70 Posten dazukommen, 2026/27 erneut 70. Die Arbeitsplätze sollen attraktiver werden.
Außerdem soll es möglich werden, Personen einzusetzen, die noch keine klinische Ausbildung vorweisen können und diese dann im Rahmen ihrer Tätigkeit nachholen.
Es wird auch der zielgerichtete Einsatz weiterer Berufsgruppen wie Psychotherapeuten in multiprofessionellen Teams an den Schulen geprüft. Diese Berufsgruppe fordert nun, auch beim Ausbau mit einbezogen zu werden.
Eine Psychotherapeutin, die jede Woche an der Schule ist und als Ansprechperson für Schüler, Eltern und Lehrer fungiert – so lautet die Grundidee des Programms Fit For School, das der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie vor acht Jahren gestartet hat. Bereits 20 Schulen haben dieses Programm umgesetzt, berichtet das Ö1 Morgenjournal. Bisher werden die Kosten in den Pilotschulen selbst finanziert.
"Eine zentrale Rolle und Aufgabe der Schulpsychologie ist natürlich, dann an die Schule zu kommen, wenn der Hut brennt, wenn Auffälligkeiten da sind, wenn es darum geht, dass eine klinisch-psychologische Diagnostik gemacht werden muss", so Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie im Morgenjournal.
Dringender Bedarf in Brennpunktschulen
Haid sieht den Einsatz von Psychotherapeuten an Schulen als eine Ergänzung zu Schulpsychologen. Schüler, die unauffällig sind und sich zurückziehen, würden selten bei der Schulpsychologie aufschlagen, so Barbara Haid. Ist eine Psychotherapeutin ein fixer Bestandteil des Schullebens, könne gut präventiv gearbeitet werden.
Einen dringenden Bedarf für Psychotherapeuten an Schulen sieht Haid in den sogenannten Brennpunktschulen – aber auch dann, wenn jemand eine Schullaufbahn abbricht. "Dass diese Person dann zwei oder drei Stunden in Anspruch nehmen kann, um darüber zu reflektieren: Was sind denn die Gründe, warum ich jetzt nicht mehr in die Schule gehen will? Dass sie wissen, dass sie nicht ganz allein sind", sagt Haid.
Psychotherapeuten mit pädagogischem Hintergrund
Auch in die geplante Begleitung von suspendierten Schülern wollen die Psychotherapeuten miteinbezogen werden. Qualifiziertes Personal habe man, sagt Haid, denn 40 der eingetragenen Psychotherapeuten haben einen pädagogischen Hintergrund.
Am Freitag sind Vertreter des Berufsverbands zu Gesprächen ins Bildungsministerium eingeladen. Dort heißt es zu den Forderungen, man prüfe, inwieweit Psychotherapeuten die Schulpsychologie entlasten und unterstützen können. Das Konzept dazu befinde sich derzeit in Ausarbeitung, wie Ö1 berichtet.
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