Polizei zieht ins Hitlerhaus ein
Das jahrelange Gezerre um das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau, OÖ, hat ein Ende: Erst im August endete ein Rechtsstreit mit der Besitzerin, die enteignet wurde; jetzt steht auch die Nutzung fest, wie der KURIER exklusiv erfuhr:
Das Bezirkspolizeikommando und die Polizeiinspektion Braunau, die derzeit im Laaber Holzweg angesiedelt sind, sollen ins Hitlerhaus einziehen, so die Entscheidung des Innenministeriums, die am Dienstagabend finalisiert wurde.
Ins Straßenensemble eingegliedert
Bevor die Polizei einziehen kann, muss das geschichtsträchtige, alte Haus aber umgestaltet werden. Dafür wird die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) im Auftrag des Bundes einen EU-weiten Architektenwettbewerb starten. Gesucht wird ein "innovatives Raum- und Funktionskonzept". Von außen soll sich das Haus ins Ensemble des Straßenzugs Salzburger Vorstadt eingliedern.
Die Wettbewerbsvorschläge sind von einer unabhängigen Expertenjury zu bewerten, der nicht nur Architekten, sondern auch ein Vertreter der Stadt Braunau, der BIG, des Bundes und der Nationalfonds angehören werden. Mit einem Ergebnis des Architekturwettbewerbs ist im ersten Halbjahr 2020 zu rechnen.
Innenminister Wolfgang Peschorn erklärt dazu: „Durch die zukünftige Nutzung des Hauses durch die Polizei soll ein unmissverständliches Zeichen dafür gesetzt werden, dass dieses Gebäude für immer einer Erinnerung an den Nationalsozialismus entzogen ist."
Streit mit Besitzerin
Das Hitlerhaus ist in Eigentum der Republik - bis dahin war es aber ein weiter Weg:
Bis 2011 war die Lebenshilfe mit einer Behindertenwerkstatt dort untergebracht. Nach Streitigkeiten mit der Besitzerin, die sich geweigert haben soll, nötige Sanierungsarbeiten machen zu lassen, zog die Lebenshilfe aus. Seither steht das Haus leer und verfällt zusehends.
2012 kursierten erste Ideen, wie das Haus weitergenutzt werden soll - sogar von einer Geburtsstation mit freiberuflichen Hebammen war die Rede. Die Idee kam von der Stadt-FPÖ. Geburten im Geburtshaus - mit dieser Idee konnten die Braunauer aber wenig anfangen.
Hitler hat dort übrigens nur wenige Wochen nach seiner Geburt am 20. April 1889 gelebt, bevor er mit seiner Familie nach Passau und später nach Linz zog.
Das Haus gehörte der Braunauer Familie Pommer, die dort ein Wirtshaus betrieb. Die Nachfahrin war bis zur Enteignung, die 2016 im Nationalrat beschlossen wurde, Eigentümerin.
Bis dahin erhielt sie für das leerstehende Haus angeblich 4.600 Euro pro Monat an Miete von der Republik. Das Innenministerium wollte damit verhindern, dass sich dort zweifelhafte Personen ansiedeln und das Haus zur Pilgerstätte für Rechtsradikale wird. Nach der Enteignung erhielt die frühere Eigentümerin als Entschädigung rund 812.000 Euro.
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