Gezwungen zur Teilzeit? "Freiwilligkeit ist hoch", sagt Forscherin

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Monika Köppl-Turyna vom wirtschaftsnahen Forschungsinstitut EcoAustria widerspricht der SPÖ-These von der Unfreiwilligkeit von Teilzeit.

Bei der Teilzeitarbeit in Österreich gebe es sehr viel „Freiwilligkeit“, widerspricht Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna der SPÖ-These, dass viele in Teilzeit befindliche Menschen lieber mehr Stunden arbeiten, vom Arbeitgeber aber daran gehindert würden. Wie berichtet ,möchte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) die in Österreich besonders hohe Teilzeitquote (auch bei Menschen ohne Betreuungspflichten) wieder senken und warnt einerseits vor Pensionseinbußen bei den Betroffenen, andererseits vor Problemen bei der Finanzierbarkeit des Sozialstaates durch sinkende Produktivität. Bei den „Mikrozensus“-Befragungen der Statistik Österreich geben Teilzeitarbeitende aber nur sehr selten den Wunsch nach einer Vollzeitstelle an, sagt die Köppl-Turyna vom wirtschaftsnahen Forschungsinstitut EcoAustria im KURIER-Gespräch.

In allen wohlhabenden Ländern gebe es einen Trend zu Teilzeit. In Österreich sei er aber besonders stark ausgeprägt. Ausnahmen: Amerika, Niederlande und Großbritannien, also Länder mit „traditionell starkem Arbeitsethos“ und geringeren Sozialleistungen, so Köppl. In Österreich profitiere man leider einkommensmäßig unterdurchschnittlich von einem Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit - eine Konsequenz der starken Steuerprogression bei mittleren Einkommen. Der ultimative Vorschlag dagegen wäre eine Flat Tax, von den Neos kurz eingebracht, was bei den momentanen Budgetproblemen aber unrealistisch sei.

Die Wissenschaftlerin glaubt übrigens nicht, dass der weitere Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung - den sie für wichtig hält - die Vollzeitarbeit sprunghaft erhöhen werde. Denn in Österreich bleibe man gerne und sehr lang bei den Kindern daheim. Die Professorin rührt auch noch an weiteren Tabus: Die These, dass ein späterer Pensionsantritt (den sie befürwortet), nur die Altersarbeitslosigkeit erhöhen würde, stimme einfach nicht. Das könne man an der derzeit schrittweisen Erhöhung des ASVG-Frauenpensionsantrittsalter gut beobachten. Wichtig wären aber Reformmaßnahmen bei der Pflege: Sobald ein Elternteil pflegebedürftig werde, erhöhe sich die Teilzeitquote bei Frauen signifikant, sagt Köppl. 

Abgesehen davon wünscht sie sich auch eine neue Einkommenskurve -  mehr Geld im mittleren Alter, wo man in der Regel viel zu investieren habe, später eine Abflachung. Damit rüttelt sie am in Österreich besonders ausgeprägten „Senioritätsprinzip’“. Auch die Witwenpension schade der Arbeitsbereitschaft der Frauen. In Schweden habe man das vor einigen Jahren geändert, was positive Effekte gehabt, nebenbei bemerkt aber auch für weniger Ehen und mehr Scheidungen gesorgt habe.

Insgesamt müsse man schauen, dass auch Ältere länger arbeiten, so die Forscherin. Österreich liege international m Spitzenfeld bei den Ausgaben für Pensionen, der Bundeszuschuss steige jährlich stark an. Da könne sich auch die ÖVP nicht einfach abputzen.

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