Kein Thema war, ob der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas, bei der EU-Wahl im Juni 2024 noch einmal für die ÖVP antreten wird. Dabei sollte in diesen Tagen eine Entscheidung dazu bekannt gegeben werden. Zumindest hatte es der 65-jährige EU-Politiker der ÖVP mehrmals so angekündigt – zuletzt auf seiner Sommertour durch Österreich in einem Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten. Da wurde er zu den Gerüchten befragt, dass er bei der EU-Wahl mit einer eigenen Liste antreten werde. Die Antwort des Niederösterreichers: Er ziehe sich jetzt an den Attersee zurück und werde danach die Entscheidung bekannt geben. Zitat aus dem Interview: „Ich lasse mir die Entscheidung nicht von anderen bestimmen, ich entscheide selbst.“
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Die Tage am Attersee sind bereits vorbei, Klarheit gibt es aber noch immer nicht. Aus dem Büro von Othmar Karas heißt es nur: „Die Entscheidung wird rechtzeitig bekannt gegeben.“ Genauso wortkarg gibt man sich vorerst auch in der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse: Die EU-Wahl sei erst im Juni 2024, die Kandidatenliste für die Wahl werde rechtzeitig veröffentlicht werden. Derzeit beschäftige man sich noch nicht damit.
Gerüchteküche brodelt
Trotz dieser Zurückhaltung brodelt die Gerüchteküche. Und es werden jene Stimmen lauter, die davon ausgehen‚ dass man Karas auf keiner EU-Kandidatenliste der ÖVP finden wird.
Es hatte ja schon vor dem Sommer gewichtige Stimmen in der ÖVP gegeben, die das angekündigt haben. Karas wurde vorgeworfen, dass er konsequent gegen die Linie der Partei gearbeitet habe. Nicht nur bei den Abstimmungen im EU-Parlament, wo er eher selten mit seiner Fraktion mitgestimmt hat. „Man hat auch den Eindruck, dass er sich bei so manch anderer Partei wohler fühlt als bei uns“, sagt ein Funktionär zum KURIER.
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Den Sommer über ist da noch einiges dazu gekommen. So hat Karas seiner Partei ausgerichtet, dass er von der Debatte über die Normalität nichts hält. Außerdem teilte er ihr mit, dass er sich wünschen würde, dass in der ÖVP mit ihm ein intensiverer Dialog geführt wird.
Auf der anderen Seite sollen Verbündete von Karas unterwegs sein, um den Bruch mit der ÖVP zu verhindern. Auch in den Landesparteien. In NÖ verweist man aber darauf, dass der Ybbser vor fünf Jahren von den Wienern aufgestellt worden ist. Dort gibt man ihm aber wenig Chancen, noch einmal die türkise EU-Wahlliste anzuführen. „Angesichts der Diskussionen der vergangenen Monate und Jahre kann man sich zusammenreimen, dass das schwer wird. Zumal der Spitzenkandidat von den Gremien gewählt wird“, heißt es aus Wiener Parteikreisen.
Zuletzt war zu hören, dass es zur Kandidatur vielleicht ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Othmar Karas und Karl Nehammer geben wird. Offiziell bestätigen will das niemand.
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