Offener Brief an Faßmann: Wissenschafter warnen vor Leistungsdruck und Prekarität

Offener Brief an Faßmann: Wissenschafter warnen vor Leistungsdruck und Prekarität
Sie fordern einen Fonds für die vollfinanzierte Verlängerung befristeter Dienstverhältnisse wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Immer mehr Wissenschafter schließen sich der Kritik an der geplanten Novelle des Universitätsgesetz an. In einem offenen Brief haben sich nun am Montagabend auch mehrere Hundert Wissenschafter der Universität Wien an Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Rektor Heinz Engl gewandt. Zeitgleich haben sie eine Petition gestartet, mit der sie von der Bundesregierung einen Fonds für die vollfinanzierte Verlängerung befristeter Dienstverhältnisse wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Wien fordern.

Nicht nur die geplante Gesetzesnovelle, mit der etwa eine Mindeststudienleistung eingeführt werden soll, bringe die Studierenden und das wissenschaftliche Personal unter Druck. Auch die anhaltende Corona-Situation verschlimmere die Lage maßgeblich, halten die Initiatoren fest.

Seit beinahe einem Jahr komme es durch die Maßnahmen zur Viruseindämmung zu langen Verzögerungen in der Forschung, massivem Mehraufwand in der Lehre, Arbeit im Home-Office bei mangelnden räumlichen und technischen Ressourcen und multiple Vereinbarkeitsproblematiken.

Diese Situation habe langfristige und tiefgreifende Auswirkung auf die zeitgerechte Erfüllung von Qualifizierungszielen und den Fortschritt sowie Abschluss von Forschungsprojekten in finanzierten Befristungszeiträumen. Unzureichende Finanzierungshilfen würden prekäre Dienstverhältnisse und den Leistungsdruck für Betroffene beträchtlich verschlimmern und zukünftige berufliche Karrieremöglichkeiten gefährden. Hier soll ein Fonds helfen, immerhin - so schreiben die Wissenschafter an Faßmann und Engl - seien ja auch Förderungen an Unternehmen geflossen. 

In ihrem Offenen Brief fordern die Wissenschafer darüber hinaus, die Universität Wien solle ihrer Verantwortung als Arbeitsgeberin gerecht werden - vor allem für jene wissenschaftlichen Mitarbeiter, die sich in einem befristeten Dienstverhältnis befinden. Dazu würden auch voll finanzierte und an keine weiteren Bedingungen geknüpfte Vertragsverlängerung gehören.

"Es geht hier nicht nur um das Schicksal Einzelner“, erklärt Mitinitiatorin Marlies Zuccato-Doutlik, „sondern um die Forschung insgesamt. Gerade in der Bewältigung der Pandemie sehen wir, wie wichtig wissenschaftliche Erkenntnis für unsere Gesellschaft ist.“ 

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