Von der Beobachterin zur Familienministerin

Familienministerin Sophie Karmasin
Die kamerascheue Meinungsforscherin und Neo-Politikerin steht seit Dezember selbst unter medialer Beobachtung.

Ihre Ernennung zur neuen Familienministerin kam nicht zuletzt für Sophie Karmasin selbst überraschend. Die Meinungsforscherin war der Knalleffekt im Regierungsteam der ÖVP – ist offiziell aber parteilos. Der Preis eines Familienministeriums ist vielen allerdings zu hoch, schließlich ist das eigenständige Wissenschaftsministerium deshalb Geschichte.

Politische Ziele der 47-Jährigen sind bislang keine kommuniziert worden. Mit den Kameras hat sie jedenfalls nach eigenen Angaben Probleme, bei Live-Auftritten plage sie Herzklopfen.

Wieso überhaupt neue Gesichter in die Regierung holen? Das fragen sich auch viele in der ÖVP, nichtsdestotrotz liegt der Zweck auf der Hand: Mehr Pep, mehr Innovation lautet das verheißungsvolle Versprechen. Parteilose haben zudem den Charme von besonders viel Authentizität – zumindest am Anfang.

Jede Menge Kommunikationswissenschafter

Karmasin entstammt aus einer "Dynastie" von Meinungsforschern. Ob dieser Umstand eine Politikkarriere anheizt oder verheizt, wird sich zeigen. Am 5.1.1967 erblickte sie als Tochter von Fritz († 2013) und Helene Karmasin das Licht der Welt. Ihr Bruder Matthias Karmasin ist Kommunikationswissenschafter an der Universität Klagenfurt. Ihre eigene Studienwahl fiel auf Psychologie und Betriebswirtschaftslehre.

Die 47-jährige Wienerin und Mutter zweier Söhne arbeitete als Produktmanagerin bei Henkel, während sie an ihrer Dissertation schrieb. Außerdem arbeitete sie bei Werbeagenturen.

Schließlich kam sie im Meinungsforschungsinstitut ihrer Eltern, Karmasin Motivforschung Ges.m.b.H., unter, dessen Leitung sie 2006 übernahm. Das Institut erstellt unter anderem Umfragen für verschiedene Medienunternehmen, aber auch für Parteien, darunter die ÖVP. Sophie Karmasin selbst stieg als analysierende Beobachterin ins politische Geschehen ein.

Ab in die Politarena

Am 12. Dezember 2013 ging es für Karmasin statt in die ZiB2 als Wahlbeobachterin ins Regierungsteam als Familien- und Jugendministerin - auf Anregung von ÖVP-Chef Michael Spindelegger.

Von der Beobachterin zur Familienministerin
Vorher Unternehmerin, jetzt Ministerin: Sophie Karmasin bei der Angelobung bei Bundespräsident Heinz Fischer
Hinter den Kulissen war sie schon lange als Wahlanalystin tätig, ein Stammgast in diversen Nachrichtensendungen, wenn es darum ging eine Wahl, ein politisches Manöver oder gar ein neues Gesicht in der Politik zu analysieren, Stärken und Schwächen zu finden und die Wirkung nach außen zu analysieren. Nun sitzt sie im Käfig und wird beäugt.

Meinungsumfragen wird es jetzt über Frau Karmasin selbst geben.

Bislang waren die Familienagenden meistens Teil eines größeren Ministeriums, allein gab es das Familienministerium nur selten, dementsprechend unklar ist der Aufgabenbereich.

Auf die Frage nach ihrer Motivation das Ministerium zu übernehmen, antwortete sie in einem früheren KURIER-Interview: „Ich habe 20 Jahre mit den Bedürfnissen, Sorgen, Träumen von Frauen und Familien zu tun gehabt. Ich habe auch in meinem Leben erfahren, wie es ist, wenn man einen herausfordernden Job und zwei Kinder auf die Reihe bringen muss. Ich habe ein gutes Bild davon, was sich Frauen wünschen und was Familien brauchen. Jetzt ist die Gelegenheit, das in der Regierung einzubringen. Das hat mich gereizt.“

Politiker und Meinungsforschungsinstitute

Dass die Kombination Politikerin und Meinungsforscherin problematisch ist, hat sich bereits erwiesen. Probleme gab es wegen ihrer Firmenanteile am Meinungsforschungsinstitut Karmasin Motivforschung. Sie hat reagiert und bekannt gegeben, dass sie diese an ihren Mann abgibt, um nicht gegen das Unvereinbarkeitsgesetz zu verstoßen.

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