ÖVP-Abgeordnete beginnen Arbeitsjahr mit Wallfahrt

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (re.) und Klubobmann August Wöginger
Der ÖVP-Parlamentsklub hat das Arbeitsjahr am Montag mit einer Wallfahrt auf den Sonntagberg begonnen. Es ist dies nach der letztjährigen Wallfahrt nach Mariazell bereits das zweite Mal, dass die Abgeordneten mit Klubobmann August Wöginger und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka an der Spitze zuerst per Bus und dann ab St. Leonhard am Wald (Bezirk Waidhofen/Ybbs) als Fußpilger unterwegs waren. Die geistliche Begleitung der 45 beteiligten Mandatare aus National- und Bundesrat übernahm auf Einladung erneut der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka.
Es gehe um eine "Vorbereitung auf die Herbstarbeit im Parlament in schwierigen und herausfordernden Zeiten", erklärte Wöginger gegenüber der Kathpress zu den Beweggründen für die Wallfahrt. Die Politik sei bestrebt, den Menschen zu helfen, weshalb bei der Wallfahrt die "Bitten und Sorgen der Bevölkerung" vorgetragen würden - und zwar insbesondere "die Teuerung und Inflation, die Angst vor dem Krieg, der bevorstehende Winter und die Energiekrise".
Besonderer Überzeugungsarbeit zur Teilnahme an der Wallfahrt habe es nicht bedurft, so der Klubobmann. "Die Abgeordneten gehen gerne mit, auch aus Überzeugung. Sie sind oftmals auch privat und persönlich stark verwurzelt in ihren Pfarrgemeinden."
Glaube nicht nur Privatsache
Beim Gottesdienst am Ziel der Wallfahrt dankte Schipka in seiner Predigt allen, "die nicht nur in der Öffentlichkeit von christlichen Werten reden, sondern deren persönliches Leben vom Glauben geprägt ist". Der religiöse Glaube eines christlichen Politikers sei zwar etwas "Höchstpersönliches", dabei aber dennoch keine Privatsache, sondern "Quelle für das Handeln in der Öffentlichkeit" und somit auch "Teil der Öffentlichkeit", zu deren Veränderung er fähig sei. "Wo wäre unsere Gesellschaft, wenn nicht Politiker aus christlicher Überzeugung begonnen hätten, an einer Gemeinschaft der Länder Europas zu arbeiten?", meinte Schipka.
"Wie rede ich über andere?"
Weiters ging der Geistliche auf die heikle Frage nach dem "ausgewogenen Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit" ein. Um dem allgemeinen Wunsch nach Transparenz nachzukommen, müsse und solle man nicht das gesamte Leben einer öffentlichen Person - "bis hin zu sogar privaten SMS und E-Mails" - in die Öffentlichkeit zerren. Dennoch müssten sich Politiker fragen: "Wie rede ich über andere, vielleicht sogar über Parteifreunde? Wie sehen Kompromisse aus, die ich aushandle: sind es faule Deals zu meinem persönlichen Vorteil oder ein verantwortungsvolles, sachbezogenes Aufeinander-Zugehen? Welche Methoden wende ich an, um zu meinen politischen Zielen zu gelangen: würden sie einer Bewertung durch andere standhalten oder bin ich mir dabei immer selbst der Nächste?", so der Bischofskonferenz-Generalsekretär in der Kirche von Sonntagberg.
Als Vorbild für das "richtige Maß" zwischen privatem und öffentlichem Leben bezeichnete Schipka Queen Elizabeth II., deren Begräbnis zeitgleich am Montag in der Londoner Westminster Abbey gefeiert wurde. Diese habe "auch im privaten Bereich so gehandelt, als ob dies auch öffentlich werden würde". Maßgeblich für ein solches Vorgehen sei, "die gedachte Öffentlichkeit zum Maßstab für mein privates Handeln zu machen".
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