"Nicht nachvollziehbar": Auch Leitl ist von Putin enttäuscht
Der ehemalige Chef der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, der bis zuletzt Verständnis für die Position des russischen Präsidenten Wladimir Putin durchblicken hatte lassen, zeigt sich nun vom Kreml-Chef enttäuscht. "Ich bin wie viele andere entsetzt über seine Entwicklung. Was er tut, ist nicht nachvollziehbar und das Gegenteil dessen, was ich immer wollte", sagte Leitl der Kleinen Zeitung.
Er habe immer auf Kooperation gesetzt, so Leitl. Sein Projekt einer Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok sei um Jahre zurückgeworfen worden. Europa müsse nach neuen Partnerschaften Ausschau halten. "Ich bin mit meinen Friedensbemühungen gescheitert."
Bekehrter Putin-Versteher
Leitl pflegte zuvor eine gute Beziehung zu Putin, empfing ihn etwa im Frühjahr 2014, wenige Wochen nach der Annexion der Krim, im Festsaal der Wiener Wirtschaftskammer. Nach Umarmungen und Schulterklopfen meinte Putin zu Leitls langer Amtszeit als Wirtschaftskammer-Präsident: "Gute Diktatur." Es folgte: Gelächter.
Eine gewisse Faszination für den Kreml-Herrscher bewahrte sich Leitl jedenfalls bis kurz vor dem brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine. Einen Tag vor Kriegsbeginn nannte er Putin einen "genialen politischen Schachspieler".
Ambitionen auf das Amt des Bundespräsidenten hat Leitl im Übrigen keine. Angesprochen auf entsprechende Gerüchte, meinte er lediglich: "Das ist kein Thema."
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