Nehammer: Aktiver Importstopp für russisches Erdgas "unrealistisch"

GERMANY-AUSTRIA-POLITICS-DIPLOMACY
Anlässlich einer Sitzung des Krisenkabinetts sprach der Bundeskanzler von "schrecklichen Bildern" aus der Ukraine.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat einen aktiven Importstopp für russisches Erdgas als "unrealistisch" bezeichnet. Es werde aber intensiv an einer Diversifizierung der Erdgasimporte, vor allem aber an einer Reduzierung dieser Abhängigkeit durch den Ausbau nachhaltiger Energieproduktion in Österreich gearbeitet, so der Kanzler am Dienstag anlässlich einer Sitzung des Krisenkabinetts im Bundesministerium für Landesverteidigung. "Das geht leider nicht von heute auf morgen."

"Die schrecklichen Bilder die uns Tag für Tag aus der Ukraine erreichen, sind grauenvoll und erschütternd. Es ist unsere Pflicht im Sinne der Menschlichkeit, an der Seite der ukrainischen Bevölkerung und der Vertriebenen zu stehen. Österreich wird weiterhin humanitäre Hilfe leisten und uns auf diplomatischem Weg für den Frieden einsetzen", betonte Nehammer laut einer Mitteilung des Bundeskanzleramts von Dienstagabend.

"Wir werden uns in unserer Haltung zu diesem Krieg nicht auseinanderdividieren lassen, weder auf nationaler, noch auf europäischer Ebene. Österreichs und Europas Engagement für den Frieden in der Ukraine ist und bleibt ein gemeinsamer Auftrag", so der Kanzler weiter.

Zum Teilnehmerkreis des Krisenkabinetts am Dienstag zählten neben Mitgliedern der Bundesregierung auch Vertreter der Nachrichtendienste sowie die Klubs der Parlamentsparteien. Nehammmer informierte dabei auch über seine bevorstehende Reise in die Ukraine in den nächsten Tagen. Dabei wird er unter anderem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen.

Wichtiger Teil der Beratungen war auch der Status der Energieversorgung. Österreich zählt zu den Ländern mit hoher Abhängigkeit von russischen Erdgas, rund 80 Prozent der hierzulande verbrauchten Erdgasmengen stammen derzeit aus der Russischen Föderation.

Thema waren außerdem die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Fluchtbewegungen, die Auswirkungen des Krieges auf den Energiemarkt sowie die humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort. Österreich hat bisher 17,5 Mio. Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds bereitgestellt sowie 10.000 Schutzhelme und über 9.100 Schutzwesten für zivile Einsatzkräfte geliefert. Bisher sind rund 244.000 Ukrainer und Ukrainerinnen in Österreich angekommen, nach wie vor reist ein großer Teil der Vertriebenen in andere europäische Länder weiter. Rund 48.000 Personen haben sich bisher in Österreich registrieren lassen.

Kommentare