Anlass ist der Equal Pay Day, der internationale Aktionstag gegen die Ungleichbezahlung von Frauen und Männern.
2022 verdienten vollzeitbeschäftigte Frauen in Österreich laut Statistik Austria 17 Prozent weniger als Männer. Mitgrund: Weiblich dominierte Berufsfelder werden häufig schlechter entlohnt. "Ab 1. November bis zum Jahresende arbeiten Frauen in Österreich im Schnitt statistisch gesehen 'gratis' – mit 61 Tagen sind das exakt zwei Monate", kritisiert Momentum.
Noch größere Lohnlücke bei Migrationshintergrund
Grundsätzlich würden elf von 16 systemrelevanten Berufsgruppen einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn aufweisen, der unter jenem der Gesamtwirtschaft liege. "Sieben von diesen unterdurchschnittlich vergüteten Berufsgruppen sind deutlich weiblich dominiert, mit Frauenanteilen teils weit über 60 Prozent", analysiert Momentum. Besonders viele Frauen arbeiten etwa in Kinderbetreuung, Reinigungswesen und Pflege.
Hier gibt es wiederum sehr "migrantisch" geprägte Berufe. Einen Migrationshintergrund hat man laut UN-Definition dann, wenn beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Bei den Frauen zeigt sich: 54 Prozent der Reinigungs- und Hilfskräfte, 47 % der Küchenhilfen, 38 % der Kassiererinnen und 31 % der (Alten-)Pflegerinnen hatten in Österreich 2022 einen Migrationshintergrund.
Und: Frauen ohne Migrationsgeschichte verdienen rund 11 % weniger als Männer. "Sobald jedoch eine Frau Migrationshintergrund aufweist, klafft die Lücke gegenüber Männern bei satten 25 Prozent. Frauen mit Migrationsgeschichte bekommen im Schnitt pro Stunde nur 16,2 Euro brutto bezahlt – Männer hingegen fast 22 Euro brutto", kritisiert der Thinktank.
Migrationshintergrund erhöht Gender-Pay-Gap
Die "Lohndiskriminierung" zeige sich auch in den systemrelevanten Berufsgruppen. Im öffentlichen Sicherheitsdienst verdienen Frauen mit Migrationshintergrund 26 Prozentpunkte weniger als Frauen ohne. In der Krankenpflege und bei den Kassiererinnen beträgt der Unterschied 18 Prozentpunkte, gesamtwirtschaftlich 14 Prozentpunkte.
"Viele Berufe, die weiblich, migrantisch und schlecht bezahlt sind, sind systemerhaltend. Es müssen veraltete Rollenbilder aufgebrochen und der Wert von Arbeit bzw. der Mehrwert einer Tätigkeit für eine Gesellschaft diskutiert werden, sagt Momentum-Chefökonomin Katharina Mader. Momentum fordert deshalb kollektivvertraglich vereinbate Mindestlöhne von 2.500 Euro, eine Aufwertung weiblich dominierter Branchen und "Frauenquoten auf allen Ebenen" – auch "auf Vorstands- und Managementebenen" in der Privatwirtschaft.
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