Karikaturist Michael Pammesberger: "Meinl-Reisinger hat mich schon herausgefordert“

Seit 1997 zeichnet er für den KURIER, am Tresen der Milchbar, dem innenpolitischen Podcast des KURIER, erklärt Michael Pammesberger die Karikatur zur Königsklasse und sich zum "geschwätzigen Zeichner“.
Ist eine Dreierkoalition für den Karikaturisten dankbarer als eine zu zweit?
Mit seinem „Personal“, wie Pammesberger die Politiker gerne nennt, ist er durchwegs zufrieden, wiewohl er sich mit einem Regierungsmitglied schwer tut: der Neos-Chefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger.
„Es ist nicht so, dass ich Meinl-Reisinger nicht schon zeichnen kann, aber sie hat mich schon herausgefordert.“ Ähnlich ergehe es seinen Karikaturisten-Kollegen.
Hat Michael Pammesberger je einen Unterschied zwischen Männern und Frauen im Karikieren gemacht?
Es sei eine Frage der Gleichberechtigung, alle auch in der Satire oder Karikatur ebenbürtig zu behandeln. „Es gibt überhaupt keinen Grund, Frauen weniger kritisch oder satirisch zu behandeln. Das sieht man auch an meinen Zeichnungen. Ohne charmantes, aber professionelles Bodyshaming wird es nicht gehen.“

Erdglobus mit der Hauptstadt von Österreich
Gibt es jemanden, den er vermisst, gerne weiter oder wieder zeichnen würde?
Erst antwortet der studierte Jurist „alle“ und dann mit einer Anekdote. Jüngst sei er gebeten worden, den ehemaligen SPÖ-Vorsitzenden und Bundeskanzler Franz Vranitzky zu zeichnen. „Der war sofort wieder da“, ging ihm von der Hand als sei er nie weggewesen. „Den kann ich im Schlaf zeichnen.“ Selbiges gelte unter anderem für Alexander Van der Bellen, Jörg Haider und Sebastian Kurz.

Hört auf zu streiten - ihr habt BEIDE recht!
Ist Donald Trump für den Zeichner ein Geschenk?
Der amerikanische Präsident sei selbst für die Künstliche Intelligenz „einfach keine Herausforderung. Donald Trump ist fast schon wieder zu billig – auch inhaltlich, weil er gar so dumpf ist. Da stößt man an seine Grenzen“.
Beginnt die Karikatur mit der Idee oder mit der Unterzeile?
Die Zeichnung beginne immer – er wisse nicht warum und es stecke auch keine böse Absicht dahinter – „mit der Nase. Ich sage immer, die Nase definiert die Position der Person im Raum“. Die Karikatur müsse immer auch ohne Textzeile auskommen, sei auch als „Brücke“ zu verstehen, als „humorvoller, lockerer Zugang zu einem spröden Thema wie Steuerreform oder Defizitverfahren. Wenn du das Wort schon hinschreibst, sind 99 Prozent der Leute weg. Das gemeine Volk muss man zu Themen hinkuscheln.“

Zur Person: Der Bad Ischler (Jg. 1965) studiert Rechtswissenschaften, arbeitet als Jurist, ehe er durch einen Zeichen-Wettbewerb erst neben-, dann hauptberuflich das Fach wechselt und Karikaturist wird. 1991 beginnt er bei den OÖN– seit 1997 zeichnet er für den KURIER. Pammesberger ist mit ORF-Chefredakteurin Gabi Waldner verheiratet und hat zwei Söhne.
„Planet Pammesberger“ ist bis 1.2.2026 im Karikaturenmuseum Krems zu sehen
Wen möchte er mit seinen Zeichnungen erreichen?
Er bemühe sich, alle Altersgruppen zu erreichen – im Wissen, nicht alle zu kriegen. "Ich glaube, dass man 20 bis 25 Prozent der Menschen mit intellektuellen Mitteln nicht mehr erreichen kann. Die sind im Eck und dort nicht mehr rauszuholen.“
Wie kann sich ein Laie einen Arbeitstag vorstellen?
Analog und klassisch beginne er sein Tagwerk, mit den Radiojournalen als erste Informationsquelle und am Schreibtisch „klassisch auf Papier mit einer Feder, die in ein Tintenfass eingetaucht wird. Das wird sich auch nicht mehr ändern“. Farblich nachbearbeitet werden die Zeichnungen teils digital und hernach eingescannt, um sie für die Zeitung und das Internet verfügbar zu machen.
Gab es in den Jahrzehnten jemals eine Zeichenblockade?
Michael Pammesberger antwortet mit einer Gegenfrage: Sei je ein weißer Fleck erschienen? „Ich bin eher ein geschwätziger Zeichner. Da sieht man ja, dass ich auch nicht mit einer Zeichnung auskomme, sondern sechs oder acht Zeichnungen in eine reinquetsche, weil ich die Klappe nicht halten kann.“
Derzeit sind seine Zeichnungen im Karikaturenmuseum in Krems ausgestellt. Wo lagert der Rest?
Nirgendwo. Wenn überhaupt, gesteht Michael Pammesberger ein, sind sie „alle in einem fürchterlichen Haufen“. Anlässlich der Ausstellung habe er vieles geordnet, aussortiert und mehr noch vernichtet.
Spielt KI eine Rolle?
„Ich verwende KI in keiner Weise“, lässt Pammesberger wissen und habe selbiges auch nicht vor. „Ich will die KI nicht füttern. Ich würde mich eher den kreativen Kräften anschließen, die sagen: Hände weg von meiner Arbeit!“ Die KI hätte im Übrigen mit den gleichen Gesichtern ihre Schwierigkeiten wie die realen Karikaturisten.
Welcher Beruf stirbt früher aus: der des Printjournalisten oder Karikaturisten?
Mit einem Lachen meint er, beide würden „gemeinsam mit dem Papierschiff im World Wide Web untergehen“.
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