Jetzt ist fix: Mahrer wird Spitzenkandidat der Wiener ÖVP

Karl Mahrer übernahm 2021 die Geschicke der Wiener ÖVP. In den vergangenen Wochen war er mit interner Kritik konfrontiert.
Trotz Anklage in der Caus Wienwert haben die Gremien ihn zum Frontmann für die Wien-Wahl gewählt.

Mit wachsendem Interesse wurde der Freitag erwartet, der Tag, an dem schon seit Wochen die Kür der Spitzenkandidaten bei der Wiener ÖVP angekündigt war. Die Frage der Fragen: Wird der bisherige Parteichef Karl Mahrer trotz Anklage in der Causa Wienwert Listenerster? Ja, er wird. Die Getreuen rund um Mahrer blickten der Abstimmung vorab eh mit betonter Gelassenheit entgegen.

Oben stehende Frage wurde etwa mit „definitiv“ und erfreuten Smileys beantwortet. Innerhalb der Partei hatte es zwar in den vergangenen Tagen gebrodelt – Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck hatte Mahrer offen kritisiert, andere Funktionäre hatten hinter vorgehaltener Hand seinen Rücktritt verlangt. Warum Mahrer aber trotzdem nie ernsthaft zitterte? Es gibt schlicht keine Mehrheit gegen Mahrer, wie etwa Landesgeschäftsführer Peter Sverak, enger Vertrauter des Parteichefs, im Vorfeld sagte. Auch bei den Kritikern fehlte die Idee für einen neuen Parteichef – so kurz vor der Wahl sei niemand bekannt genug, um zu übernehmen, hieß es in mehreren vertraulichen Gesprächen.

Manch einer trauerte aber dem ehemaligen Wien-Chef Gernot Blümel nach, unter dem die Wiener ÖVP, auch dem Aufwind durch Sebastian Kurz geschuldet, mehr als 20 Prozent bei der Wien-Wahl 2020 erreichte. Derzeit stehen die Stadttürkisen in Umfragen bei rund 13 Prozent.

Indes ziehen sich diejenigen, die unter Kurz und Blümel groß wurden, immer weiter zurück. Klubobmann Markus Wölbitsch hat am Mittwoch via Social Media verkündet, die Politik zu verlassen und sich seinem „Herzensprojekt“, einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb, zu widmen. Schmutzwäsche wusch er keine: „Ich habe Hochachtung vor allen, die sich in der Politik engagieren“, sagte er zum KURIER. Ein anderer prominenter Name fehlt ebenfalls auf der Landesliste: Laura Sachslehner, die in der Ära Kurz sogar Generalsekretärin der Bundes-ÖVP war. Sie ist nur auf Platz 1 im Wahlkreis Landstraße – dass die ÖVP dort das Grundmandat halten kann, ist aber nicht zu erwarten.

Kein Koalitionshindernis

Dass Mahrer gerne als Vizebürgermeister mit der SPÖ koalieren würde, ist kein Geheimnis. Das Argument, dass Mahrer selbst dem Traum im Weg steht, weil Bürgermeister Michael Ludwig, wie VP-interne Mahrer-Gegner sagen, nicht mit einem Angeklagten eine Regierung eingehen würde, hat einen Pferdefuß: Schließlich halten die Roten selbst an Donaustadts Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy fest, der ebenfalls angeklagt ist.

Kommentare