Leistungsgruppen wurden abgeschafft
Grund genug für die damalige Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ), in die große Reformkiste zu greifen. So wurde die „Neue Mittelschule“ geboren, die heute nur mehr Mittelschule heißt. Wesentliche Neuerung, abgesehen vom neuen Türschild: Die Abschaffung der Leistungsgruppen. Stattdessen wird das Team Teaching eingeführt, also in den Hauptfächern zwei Lehrer pro Klasse. Grundsätzlich eine Innovation, doch dafür hätte man die Pädagogen auch lehren müssen, wie das Team Teaching funktioniert.
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Hat man aber nicht oder zumindest nicht ausreichend. Natürlich gibt es Lehrer-Paarungen, die das sicher ausgezeichnet machen. Es gibt aber auch Klassen, in denen ein Pädagoge wie zu Zeiten Maria Theresias vorne steht und der Team-Kollege hinten sitzt und Hausübungen kontrolliert.
Heute ist die Mittelschule vor allem eines – die teuerste Schulform. Der Rechnungshof kritisierte im Bericht 2022, dass die sehr hohen Kosten der Mittelschule zu keinen Verbesserungen in den Bereichen der fachlichen Leistungen und überfachlichen Kompetenzen geführt hätten. Der Rechnungshof regt an, das sehr teure Team Teaching zu reduzieren.
Nun soll es eine Rückkehr zu Leistungsgruppen geben. Kanzler Nehammer kann eigentlich nur eine Pflicht zur Rückkehr der Leistungsgruppen ankündigen, denn erlaubt ist die Wieder-Einführung von Leistungsgruppen ja jetzt schon.
Und das kam so: Rund um die Wirren der letzten Wochen der Kanzlerschaft von Christian Kern verhandelten Rot und Schwarz das Autonomie-Paket für Schulen. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) wurden 2017 überraschend vor dem Ende der rot-schwarzen Koalition noch einig. Das Paket gibt den Schulleitern deutlich mehr Freiräume bei der Gestaltung des Schulalltags.
Die wenigsten wussten über Leistungsgruppen Bescheid
Erratum: Die Möglichkeit, Leistungsgruppen wieder einzuführen, wurde durch eine weitere Reform vom damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann ermöglicht. Der KURIER hatte diese Maßnahme fälschlicher Weise der Reform von Hammerschmied/Mahrer zugeordnet. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
Dennoch wurde wenig darüber aufgeklärt, dass Leistungsgruppen ab dem Schuljahr 2020/2021 eingeteilt werden dürfen.
„Neben den Differenzierungsmöglichkeiten der Mittelschule wie Teamteaching können die Standorte in der Mittelschule in Deutsch, Mathe und Englisch ab der zweiten Klasse auch dauerhafte Leistungsgruppen einrichten“, lautete eine APA-Meldung, die im Coronajahr nicht nur medial unterging.
Was bei der Einführung der Autonomie und des Team Teachings aber sträflich verabsäumt wurde: Dass die Schulen – Direktionen und Lehrpersonen – über die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler Rechenschaft ablegen müssen. Denn gerade das zeichnet erfolgreich reformierte Schulsysteme wie z. B. das in London aus. In Österreich sind und bleiben die Schülerleistungen höchst unterschiedlich – auch bei Standorten mit ähnlicher Klientel. Dass die Schulleiter mit immer mehr Bürokratie überhäuft werden, bremst sicher auch den Reformeifer an den Standorten – Direktoren werden zu Verwaltern statt Gestaltern.
Der Bundeskanzler hofft jetzt wohl, dass das System effizienter und die Schülerleistungen besser werden, wenn er Leistungsgruppen wieder einführt. Doch solange es im Schulsystem keine Verantwortlichkeit gibt, wird jegliche Schulreform nur bedingt erfolgreich sein.
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