Grünes Licht für Ausbau der Ganztagsschule

Eine Gruppe von Schülern sitzt an einem Tisch und arbeitet zusammen an Aufgaben.
Rot und Schwarz verdoppeln einvernehmlich das Geld für die Ganztagesbetreuung auf 260 Mio.

Die Länder haben am Donnerstag bei der Landeshauptleutekonferenz in Bregenz grünes Licht für eine Vereinbarung mit dem Bund zum Ausbau der Ganztagsbetreuung gegeben. Es gebe zwar noch Details zu klären, aber die „grundsätzliche Zustimmung“ stehe fest, erklärte Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner.

Die Mittel für die Ganztagesbetreuung werden ab 2014 auf 160 Millionen Euro pro Jahr verdoppelt. „Damit können wir einen Schub erzeugen“, zeigte sich Wallner als aktueller Vorsitzender des Gremiums überzeugt.

Pro neu geschaffener Gruppe mit mindestens 15 Kindern sollen für zusätzliches Personal statt der ursprünglichen 8000 nun 9000 Euro an Unterstützung gewährt werden, bei infrastrukturellen Maßnahmen 55.000 statt 50.000 Euro.

Bei den noch zu klärenden Details handle es sich um Formalfragen, so Wallner. Man wolle beim Mitteleinsatz zwischen den Bereichen Personal und Infrastruktur flexibel bleiben können.

Wahlrecht bleibt aufrecht

Sowohl Wallner als auch sein ÖVP-Kollege Josef Pühringer aus Oberösterreich betonten, dass das Wahlrecht bei der ganztägigen Betreuung aufrecht bleibe.

„Was in einem Stadtviertel notwendig ist, muss in einer 500-Einwohner-Gemeinde nicht der Fall sein“, so Pühringer. Mit der nun für gut befundenen Vereinbarung seien maßgeschneiderte Lösungen möglich. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser hieß das Wahlrecht ebenfalls gut, auch wenn er persönlich aus pädagogischen und sozialen Gründen für den Ausbau der verschränkten Form eintrete. Wallner pflichtete bei, „dass in der Grundtendenz der verschränkte Bereich wird zunehmen müssen“. Die Mittel könnten aber „sowohl ... als auch“ eingesetzt werden.

Bis 2018

Die Regelung wird den Landeshauptleuten zufolge bis 2018 gelten. Laut Pühringer „muss daraus aber eine Dauerlösung werden“. Einem Beschluss der Regierung zufolge sollen bis 2019/20 rund 200.000 Ganztags-Plätze zur Verfügung stehen.

Ganztägige Schulformen wirken sich positiv auf das Sozialverhalten der Schüler aus und mindern das Risiko des Sitzenbleibens. Das zeigt die am Montag Nachmittag bei einer Enquete der Arbeiterkammer (AK) präsentierte deutsche "Studie zur Entwicklung der Ganztagsschulen". Keinen Einfluss gibt es dagegen vorerst auf Schulfreude und Notenentwicklung - bei entsprechend hoher Qualität des Angebots fiel die Schulfreude der Kinder aber höher aus, auch die Noten der Kinder verbesserten sich leicht.

Für die seit 2005 laufende Längsschnitt-Studie wurden deutschlandweit in drei Wellen im Zwei-Jahres-Abstand jeweils mehr als 50.000 Personen (Direktoren, Lehrer, Eltern, Schüler) befragt, darunter jeweils rund 30.000 Schüler zwischen acht und 15 Jahren.

So sank etwa das Risiko einer Klassenwiederholung an "offenen und teilgebundenen Ganztagsschulen" (keine Teilnahmepflicht am Ganztagsangebot bzw. Teilnahmepflicht nur für einen Teil der Schüler) von 8,4 Prozent (keine Teilnahme) auf 2,4 Prozent (Teilnahme der Schüler am Ganztagsangebot zu mindestens zwei Befragungswellen). An "vollgebundenden" Ganztagsschulen (Teilnahmepflicht für alle Schüler) betrug es nur 1,4 Prozent.

Die dauerhafte Teilnahme am Ganztagsangebot führte außerdem zu einer positiven Entwicklung problematischen Sozialverhaltens. Keinen Einfluss zeigte die reine Teilnahme dagegen auf Lernmotivation, Schulfreude, soziale Verantwortungsübernahme und Notenentwicklung. Erst die entsprechende pädagogische Qualität wie etwa vielfältige Zusatzangebote, Binnendifferenzierung im Unterricht sowie die Förderung der Motivation und Partizipation der Kinder sorgte für höhere Schulfreude und leicht bessere Noten.

Österreich

Für Österreich existieren derzeit keine entsprechenden Längsschnittstudien. Die Forschungslage zum Thema Ganztagsschule sei "eher dürftig", so Norbert Lachmayr vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung. Bisherige Studien zu dem Thema beschränken sich häufig auf Meinungsumfragen. So differenziert etwa die Kenntnis des Begriffs Ganztagsschule stark: Nur 38 Prozent der Österreicher wissen laut einer Studie des Instituts für Freizeit-und Tourismusforschung "genau", was darunter zu verstehen ist. Bessere Werte erreichen Personen bis 24 Jahre und Personen mit Matura.
Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel forderte in einer Aussendung rasch zusätzliche Mittel für den flächendeckenden Ausbau der ganztägigen Schulen in Österreich. Am besten, so Tumpel, seien "echte" Ganztagsschulen, in denen Unterricht, Üben, Sport und Freizeit über den ganzen Tag verteilt sind: "Das brauchen wir, um die Bildungschancen aller Kinder unabhängig vom Elternhaus zu verbessern."

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