„Kurz zielt auf EU-skeptische FPÖ-Wähler ab“

„Kurz zielt auf EU-skeptische FPÖ-Wähler ab“
Politik von innen: Was hinter dem Strategiewechsel des Kanzlers im Finish des EU-Wahlkampfs steckt

Es war das Ziel der ÖVP, dass möglichst viele Menschen den Einstieg des Bundeskanzlers in den EU-Wahlkampf mitbekommen.

Das – zumindest – ist der Volkspartei gelungen. Mit seiner aggressiven Wortwahl gegen die Brüsseler Bürokraten hat Sebastian Kurz am Wochenende für Empörung gesorgt, "anti-europäisch" sei er , und "von der FPÖ nicht mehr zu unterscheiden".  Diese Empörung hatte zur Folge, dass sich Kurz’ Aussagen in Windeseile verbreiteten. Sie hat aber auch einen Nutzen für die Empörten, allen voran die Neos: Wenn nämlich Kurz pro-europäische Wähler verschreckt, flüchten diese am ehesten zu Pink.

Die ÖVP ändert im Wahlkampffinish ihre Strategie. Türkis statt Schwarz. Karoline Edtstadler statt Othmar Karas. Die ÖVP-Lady wird im ORF-Duell gegen Harald Vilimsky antreten sowie an den Elefantenrunden in ATV und Servus teilnehmen. Seit Freitag befindet sich auch der Kanzler im Wahlkampf-Getümmel – mit gezielter EU-Kritik.

Aber was soll das bringen? Die ÖVP liegt ohnehin in allen Umfragen mit drei Punkten Vorsprung auf Platz 1. Wozu also die Irritationen dieses Kurswechsels in Kauf nehmen?

FPÖler sehen ÖVP als Option

Peter Hajek hat gerade (für profil, ATV und Heute) eine riesige Studie mit 2400 Befragten erstellt. Aus seinen Zahlen liest er die Antwort heraus: Fragt man die deklarierten ÖVP-Wähler, wen sie sich am ehesten vorstellen könnten, sonst zu wählen, sagen 50 Prozent „nur ÖVP“, 13 % Neos, 9 % SPÖ, 6 % Grün und 12 % FPÖ.

Fragt man die deklarierten FPÖ-Wähler, welche Partei sie sich am ehesten als Alternative vorstellen können, sagen 48 Prozent „nur FPÖ“, aber satte 40 % können sich auch mit der  ÖVP anfreunden. Hajek: „Die ÖVP versteht ihr Handwerk, sie zielt auf EU-skeptische FPÖ-Wähler ab. Kurz kann hier viel mehr gewinnen als etwa an Neos verlieren.“

Bei der ÖVP regiert jedoch nicht nur kaltblütiges Kalkül, sondern auch Sorge wegen der SPÖ. Deren Wähler sind recht gut motiviert, sie könnte der ÖVP naherücken.

Letzte Umfragen lauten: 30 ÖVP, 27 SPÖ, 23 FPÖ, 10 Grüne, 8 Neos.

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