Kurz gegen Rendi-Wagner: "Einfach eine erfundene Geschichte"
Nach einem untergriffigen Schlagabtausch vergangenen Mittwoch im ORF, haben sich die Spitzenkandidaten Sebastian Kurz (ÖVP) und Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) nun auch im Privatfernsehen nicht besonders brüder-, respektive schwesterlich gegeben.
Der Vorwurf Rendi-Wagners, Kurz habe seinen Pressesprecher vor einem anderen ORF-Duell beauftragt, eine Zeitung über den Gesundheitszustand Norbert Hofers zu informieren, sorgte wiederholt für Aufregung. Zur Info: Hofer hatte an diesem Abend 39,4 Grad Fieber.
Sehr freundlich, aber unmenschlich?
„Wo ist die Ehrlichkeit und die Menschlichkeit von Sebastian Kurz?“, fragte Rendi-Wagner beim Wahlduell auf oe24TV am Freitagabend: „In dieser Situation sagt man sowas einfach nicht.“ Ansonsten schätze sie Sebastian Kurz ja als „sehr, sehr freundlichen Menschen“.
Kurz entgegnete: „Ich war vollkommen verblüfft.“ Rendi-Wagner behaupte die Unwahrheit: „Ich hab doch nicht im Traum daran gedacht, das einem Journalisten zu sagen. Die Frage ist auch: Was hätte ich davon?“
Kurz‘ Pressesprecher Johannes Frischmann hatte kurz nach dem Vorwurf bereits via Twitter gekontert. Die Medien seien vom Sprecher Norbert Hofers informiert worden, so Frischmann, der einen dazu passenden Screenshot und später auch seine Rufdaten veröffentlichte. Kurz glaubt, dass Rendi-Wagner lügt: „Das ist einfach eine erfundene Geschichte.“
Kurz kein Marsmensch
Auch einen weiteren Vorwurf Rendi-Wagners wollte der Altkanzler nicht stehen lassen: Nämlich den, dass er nicht – wie er oft behauptet – im Waldviertel aufgewachsen sei. „Ich bin in Wien aufgewachsen und im Waldviertel. Das ist ja kein Verbrechen“, widersprach Kurz. Er komme jedenfalls „nicht vom Mars“.
Eindringlich warnte Kurz hernach vor einer rot-blauen Koalition. Das „rot-blaue Schreckgespenst“ gäbe es nicht, konterte Rendi-Wagner.
Rendi-Wagner fordert Dialog mit Erdogan
Beim Thema Migration warnte Rendi-Wagner vor einer neuen Flüchtlingswelle: "Ich bin ja für Außengrenzschutz der EU." Kurz habe dahingehend aber nichts getan. Der ärgerte sich, dass ihm Rendi-Wagner „unmenschliche Politik“ vorwerfe und nun auch für den Schutz der Außengrenzen sei – wie er.
„Ich will 2015 nicht wiederholt sehen“, stellte Rendi-Wagner fest. "Wer redet mit Erdogan? Wer redet vor Ort mit der Türkei?", fragte sie und pochte auf bilaterale Gespräche: "Man muss mit Erdogan in den Dialog kommen und ihm nicht drohen."
"Die Türkei versteht sicher nur eine Sprache und das ist eine konsequente Sprache", stellte Kurz fest. Man solle der Türkei klare Signale senden und keine Pull-Faktoren bemühen.
Rendi-Wagner geht es nicht um die Rolle von Rendi-Wagner
Gewisse Gemeinsamkeiten offenbarten sich beim Klima-Thema, obwohl Kurz im Gegensatz zu Rendi-Wagner keine "Lkw-Maut" will, sondern sich eine grundsätzliche "Ökologisierung des Steuersystems" wünscht. Insgesamt blieben beide detaillierte Vorschläge schuldige, waren sich jedoch einig: Das Klima sei wichtig. Hieran würde eine Koalition wohl nicht scheitern, sondern eher an persönlichen und zwischenparteilichen Animositäten.
Bei der Frage nach einer möglichen Koalition herrschte auch sogleich wieder Uneinigkeit: „Ich bin nicht in die Politik gegangen, weil ich eine Funktion will“, behauptete Rendi-Wanger. Ihr gehe es um Inhalte, nicht darum, „welche Rolle Rendi-Wanger hat“. Kurz lächelte süffisant und entgegnete: „Wenn Sie schon bereits sind, mit der FPÖ gemeinsame Sache zu machen“, gehe sich auch eine Koalition mit den Neos und den Grünen aus - mit einer Kanzlerin Rendi-Wagner.
Friedliche Elefanten
Recht gesittet ging es indes am Freitagabend bei der Elefantenrunde der Kronen Zeitung zu. Die Spitzenkandidaten der chancenreichen Parteien fassten sich zwar nicht gerade mit Glace-Handschuhen an, es wurde aber viel gescherzt und gelacht. Inhaltlich Neues gab es nicht zu hören.
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