Mit 39 Prozent bleibt die SPÖ Wien bei der Gemeinderatswahl wieder deutlich auf Platz eins. Die FPÖ legt um 14 % zu. 53 Prozent sind für den Bau des Lobautunnels.
Schwerste Abstürze musste die jeweilige Landeshauptmann-Partei bei fast allen Landtagswahlen in den vergangenen Jahren hinnehmen. Nach Hans Peter Doskozil im Jänner dürfte nun aber auch sein Wiener SPÖ-Parteikollege Michael Ludwig diesem Negativ-Trend entkommen: Laut der aktuellen OGM-Umfrage für den KURIER (917 Befragte, Schwankungsbreite +/-3,2 %) käme die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen am 27. April auf 39 %. Ein relativ moderates Minus im Vergleich zu 2020, als die SPÖ bei 41,6 % landete.
Danach kommt lange nichts: Die FPÖ ist zwar nach ihrem Wahldesaster infolge des Ibiza-Skandals wiedererstarkt, kommt aber mit 21 % weit hinter der SPÖ (und dem Ergebnis bei der Nationalratswahl 2024) zu liegen.
Weitaus spannender ist das Duell um Platz drei. Hier rittern die Grünen und die ÖVP, die laut Umfrage Verluste von knapp zehn Prozent hinnehmen muss, mit je 12 %. Etwas dahinter liegt Ludwigs pinker Koalitionspartner mit 9 %. Sowohl das Team HC Strache als auch das Bündnis KPÖ/Links dürften gemäß Umfrage an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Klar gewinnen würde Ludwig mit 53 % eine Bürgermeister-Direktwahl. Er würde sogar unter den Wählern der Grünen und der Neos mehr Stimmen bekommen als deren eigene Spitzenkandidatinnen Judith Pühringer bzw. Bettina Emmerling.
Gefragt nach dem bevorzugten Koalitionspartner für die SPÖ nach der Wahl plädieren 40 % für eine Fortsetzung der Regierung mit den Neos, 35 % für die Grünen und 25 % für die ÖVP.
„Man muss recht weit zurückblicken, um sich an einen derart langweiligen, konfliktarmen und mobilitätsschwachen Wahlkampf zu erinnern“, bilanziert Meinungsforscher und OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
Eines der Themen war der von der SPÖ präferierte umstrittene Bau des Lobautunnels: 53 % der Befragten sind dafür, 32 % dagegen. Die meisten Befürworter finden sich bei der FPÖ (85 %), die meisten Gegner erwartbar bei den Grünen (83 %).
Sicherheit
Ein weiteres bestimmendes Thema war Sicherheit: Laut Umfrage fühlen sich 40 % in Wien sicher, 42 % weniger sicher als früher und 17 % unsicher. Auch hier gibt es dramatische Unterschiede zwischen den Parteipräferenzen: 78 % der Grün-Wähler fühlen sich sicher, hingegen nur 4 % der FPÖ-Wähler.
Klarheit: Die wichtigsten Begriffe
Der SPÖ-Politiker Michael Ludwig (Jahrgang 1961) ist seit 2018 Wiener Bürgermeister. Aufgewachsen ist Ludwig in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Der 21. Bezirk hat seine politische Laufbahn geprägt: Der studierte Historiker startete dort 1994 als Bezirksrat. Später war er Wohnbaustadtrat unter seinem Vorgänger Michael Häupl. Ludwig gilt als scharfer Kritiker des Rechtskurses der FPÖ, insbesondere deren Bundeschef Herbert Kickl. In seiner ersten Regierungszeit koalierte er mit den Wiener Neos.
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp(Jahrgang 1982) ist seit 2018 nichts-amtsführender Stadtrat von Wien. Obwohl die Blauen nicht der Wiener Stadtregierung angehörten, war er von 2018 bis 2020 Vizebürgermeister von Wien – begründet liegt das im Proporzsystem. Nepp startete als Bezirksrat in Döbling, wo er auch aufgewachsen ist. Landesparteiobmann wurde er nach der Ibiza-Affäre und dem Fall von Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache. Nepp gehört der schlagenden Akademischen Burschenschaft Aldania Wien an.
Karl Mahrer (Jahrgang 1955) ist Wiens ÖVP-Chef - er übernahm die Stadttürkisen nach dem Rücktritt von Gernot Blümel im Jahr 2021. Mahrer hat seine Wurzeln bei der Polizei, er war unter anderem Vizepräsident der Landespolizeidirektion Wien. Von 2019 bis 2021 war er Sicherheitssprecher des ÖVP-Parlamentsklub. In dieser Funktion folgte ihm Christian Stocker, derzeitiger Bundeskanzler, nach. Mitten im Wienwahhlkampf 2025 erhob die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen Untreue in der Causa Wienwert Anklage gegen Mahrer. Dieser beteuert seine Unschuld.
Judith Pühringer (Jahrgang 1976) leitet seit 2021 gemeinsam mit Peter Kraus als Doppelspitze die Wiener Grünen. Für die Wienwahl tritt sie auf Listenplatz 1 an und ist darum die Spitzenkandidatin. Pühringer ist selbst in Währing aufgewachsen. Bei den Grünen engagiert sie sich seit 2020 als Quereinsteigerin. Zuvor arbeitete sie als Geschäftsführerin von „arbeit plus“, einem Netzwerk von sozialen Unternehmen. Im Wienwahlkampf 2025 bezeichnete sie sich als Klimasozialdemokratin.
Bettina Emmerling (Jahrgang 1980) ist Neos-Politikerin. Seit dem Wechsel von Christoph Wiederkehr im Jahr 2025 in die Bundesregierung ist Emmerling Vizebürgermeisterin der Stadt Wien sowie Stadträtin für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz. Davor war die bisherige Neos-Klubchefin zehn Jahre lang Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats.
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