Neue Sozialministerin: Wer ist Korinna Schumann?

Zusammenfassung
- Korinna Schumann, SPÖ-Fraktionschefin im Bundesrat, wird unerwartet zur Leiterin des Sozialministeriums ernannt.
- Schumann hat umfassende Erfahrung im Sozialministerium und war 14 Jahre Vorsitzende des Dienststellenausschusses.
- Herausforderungen wie Pensionsreform und Arbeitslosigkeitsreduktion stehen Schumann in ihrer neuen Rolle bevor.
Das Sozialministerium ist zum ÖGB zurückgekehrt. Nach Jahren des Wartens hat der Gewerkschaftsbund damit seine Regierungsbastion zurück. So weit, so wenig überraschend. Doch wer jetzt das Ressort besetzt, hätte man vor einiger Zeit kaum erwartet. Keines der Schwergewichte aus den Teilgewerkschaften übernimmt, sondern die nur Insidern bekannte Frauenvorsitzende des ÖGB und Fraktionschefin der SPÖ im Bundesrat Korinna Schumann. Dafür kennt sie das Haus wie ihre Westentasche.
Ihr Berufsleben verbrachte Schumann im geschützten Bereich. Schon 1989 dockte sie im Sozialministerium an. Ein Jahr später begann ihr Engagement in der Personalvertretung. Profunde Kenntnisse der Vorgänge im Haus sollten also vorhanden sein. Denn nicht weniger als 14 Jahre fungierte Schumann auch als Vorsitzende des Dienststellenausschusses im Sozialministerium. Die Position verließ sie erst mit ihrer Wahl zur ÖGB-Frauenchefin und Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbunds.
Vormalige Präsidentin der Länderkammer
In der Länderkammer, der sie 2022 auch ein halbes Jahr vorsaß, ist die 58-jährige Wienerin Bereichssprecherin der Sozialdemokraten für Soziales und Arbeit, eine Kenntnis der Materie darf daher als vorausgesetzt gelten. Nur war Schumann nie eine, die jetzt öffentlich in den Vordergrund gedrängt hätte, sondern ist eine, die ihre Karriere-Schritte ruhig hinter verschlossenen Türen gesetzt hat.
Dass sie es 2018 zur Frauenvorsitzenden des Gewerkschaftsbunds geschafft hatte, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Denn Schumann, verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohns, entstammt keinem der Machtzentren der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter, sondern der Beamten-Gewerkschaft und somit der einzigen Teilorganisation, die von den Christgewerkschaftern geführt wird.
Schumann übernahm damals von Renate Anderl, die als Präsidentin in die Arbeiterkammer wechselte, und bekam auch gleich deren Sitz im Bundesrat überantwortet. Zumindest medial fiel sie seither so gut wie gar nicht auf. Thematisch beackerte sie vor allem die Frauenpolitik, ab und an drangen Forderungen Schumanns in Sachen Arbeitswelt durch.
Große Aufgaben stehen vor Schumann
Nunmehr steht eine große Aufgabe von ihr, die auch mit den von ihr weniger geliebten medialen Auftritten verbunden sein wird. Zu verteilen wird Schumann angesichts der budgetären Lage nicht viel haben. Zudem wird ihr wohl der kleine Koalitionspartner ständig mit Rufen nach einer Pensionsreform in den Ohren liegen. Ohnehin ist die geplante Erhöhung des Antrittsalters zur Korridorpension für eine Gewerkschafterin nicht angenehm zu verkaufen. Nicht zuletzt gilt es, die Pflege auf die künftigen Herausforderungen einzustellen und die Arbeitslosigkeit wieder zu reduzieren.
Aber Schumann kennt das Haus gut genug, um zu wissen, worauf sie sich einlässt und sie wird bestrebt sein zu beweisen, dass ihr diese Schuhe nicht zu groß sind.
Zur Person: Korinna Schumann, geboren am 10. April 1966 in Wien. Berufstätig als Beamtin im Sozialministerium. Vorsitzende des Dienststellenausschusses im Sozialministerium 2004-2018, Mitglied des ÖGB-Vorstands seit 2013. ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende und Vizeprärsidentin des Gewerkschaftsbunds seit 2018. Ab demselben Jahr Mitglied des Bundesrats, ab 2019 SP-Fraktionsvorsitzende. Präsidentin der Länderkammer im zweiten Halbjahr 2022.
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