Kickl will russisches Gas: „Mir ist Abhängigkeit dort lieber, wo es billiger ist“

Herbert Kickl war zuletzt nicht der Fleißigste. Das wollen Kritiker des FPÖ-Chefs transportieren, wenn sie - wie zuletzt ÖVP-Klubchef August Wöginger - über dessen „Sommerschlaf“ ätzen.
Seit Montagabend zieht das Argument nur bedingt, Kickl war im ORF-Sommergespräch. Und eben dort drehte er den Spieß um: Wer meine, dass er, Kickl, in den vergangenen Monaten nicht genug zu sehen war, der habe ein „aus der Zeit gefallenes Verständnis von Medienarbeit“. Es gäbe neue Medienkanäle, man müsse als Politiker „nicht immer in jede Kamera lachen“.
Spitzenkandidat in Kärnten? FPÖ-Chef Kickl verneint Frage im Sommergespräch
Doch nun zum Gespräch: Zunächst ging es um die Vergangenheit. Ob er bei den Gesprächen mit der ÖVP nicht zu wenig kompromissbereit gewesen sei, wurde er gefragt.
Kickl verneint. Kompromisse seien wichtig. In den Koalitionsgesprächen mit der ÖVP sei es aber darum gegangen, den „fundamentalen Wechsel des Systems“ aufzugeben. Und das hätte einen Verrat freiheitlicher Positionen bedeutet. „Die Leute wollen eine Veränderung.“
Ein klares Nein kam zur Frage, ob er in Kärnten als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl antreten will.
Kickl: Entlastung bei Mieten, Lebensmitteln und Energie
Und durchaus spitz waren auch seine Antworten bei der Frage, wie man die Wirtschaft wieder anwerfen kann.
Kickl will eine Entlastung bei Mieten, Lebensmitteln und Energie. Konkret kann er sich Preiseingriffe und eine Senkung der Umsatzsteuer auf Lebensmittel vorstellen.
Die dafür nötigen Milliarden Euro im Budget ortet er im Asylwesen, bei der „Ukraine-Hilfe“, bei „Hilfszahlungen nach Afrika“ und bei Projekten wie Skyshield.
Ja, zu russischem Gas: Aufhören mit Kriminalisierung von CO2
Wie kann Energie billiger werden?
Kickl fordert, dass die „Kriminalisierung von CO2 aufhört“. Russisches Gas ist für ihn nichts Böses. „Wenn wir Gas brauchen, um Strom zu erzeugen, ist mir die Abhängigkeit dort lieber, wo es billiger ist.“ Andere Länder wie Frankreich oder Spanien würden auch russisches Gas kaufen.
Sparen bei Förderungen
Von radikalen Kürzungen sprach der FPÖ-Chef bei den Förderungen. „Man muss halt den Gürtel bei sich selbst enger schnallen.“ Niemand in Österreich wisse, wofür genau die 40 Milliarden Euro an Förderungen ausbezahlt würden.
Volksbefragung beim Gesundheitssystem
Bei der Reform des Gesundheitssystems regt Kickl eine Befragung der Wahlberechtigten an. Den Patienten sei egal, wer für das Gesundheitssystem zuständig ist - es müsse funktionieren. Insofern könne man die Entscheidung, ob der Bund oder die Länder für das Gesundheitssystem zuständig sind, den Wählern überlassen. Etwa im Rahmen einer Volksbefragung.
Alle Pensionen anheben
Bei den Pensionen plädiert Kickl dafür, alle Pensionen mit 2,7 Prozent anzuheben - er ist gegen eine soziale Staffelung, die eine höhere Anhebung von niedrigeren Pensionen vorsieht. „Das wäre ein fatales Signal für die Leistungsträger!“ Warum? Wer mehr Steuern zahle, müsse auch damit rechnen können, dass er dementsprechend mehr an Pension bekomme.
Abschließend ging’s kurz um Außenpolitik: Kickl sieht sich nicht als Fan von Donald Trump. Er habe Sympathien für einzelne Positionen, etwa Trumps Kampf gegen den politischen Islam oder gegen die Woke-Bewegung, die die Gesellschaft zersetze.
Am Schluss kritisierte Kickl, dass die Flüchtlingskrise 2015 kein Thema des Gesprächs war. Die „Wunde im Volkskörper“, die geschlagen wurde, klaffe bis heute.
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